Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage das Problem „Entwerfen“ in lösbare Teilprobleme zu zerlegen und mit dem effizienten Einsatz von Algorithmen eine Lösungsstrategie zu entwickeln. Studierende erlangen die Fähigkeit die einzelnen Phasen eines Entwurfsprozesses nach dem Gesichtspunkt der Vereinfachung und/oder Optimierung durch selbst entwickelte Programme zu analysieren. Dabei steht nicht die konkrete Implementierung (d.h. die Ausprogrammierung z.B. in Grasshopper oder NetLogo) im Vordergrund, sondern die Entwicklung eines Storyboards nach dem eine Lösung generiert werden kann.
Das Thema der konkreten Entwurfsaufgabe, im Zuge dessen die Entwicklung von Algorithmen erfolgt, ist die Funktionsüberlagerung in der Gastronomie (kleine Brauerei, Café, Mini-Restaurant). Neben den vordergründigen Funktionen der An- und Auslieferung, der Zubereitung von Speisen, der Verteilung und des Verzehrens sind zusätzliche Funktionen denkbar, wie etwa eine Verkostung, eine Beratung zur Ernährung, eine Zusatznutzung als vermietbares Büro, ein Straßenverkauf (auch unter dem Aspekt von verordneten Teilschließungen infolge z:B einer Pandemien) oder die kreative Herstellung von Kunst.
Das kleine Entwerfen „GASTRO+“ widmet sich der Auseinandersetzung mit den Funktionen in der Gastronomie und dem Integrieren möglicher weiterer Nutzungen der Räumlichkeiten eines konkreten (selbstgewählten) Ortes (z-B. Stammcafé oder Lieblingsbeisl). Die Umnutzung führt konsequenterweise zu einem Re-Design des Bestandes, wobei neben strukturellen Änderungen, bei Bedarf (und Notwendigkeit) auch die Möblierung mit geplant werden kann. Die Anforderungen an das Projekt ergeben sich demnach aus den individuell vorgeschlagenen Adaptierungen, wobei jedenfalls die Beschreibung des Algorithmus, klassische Architekturdarstellungen und Details gefordert sind.
Als Inspiration sind drei (virtuell übertragene) Mini-Exkursionen zu konkreten Gaststätten geplant, die in der einen oder anderen Form bereits das Konzept der Mehrfachnutzung umsetzen, oder sich für eine solche Umsetzung besonders gut eignen.
Das Entwerfen gliedert sich in folgende Teile und wird dabei durch algorithmisches Denken bestimmt:
- Ortsfindung, Analyse des Standortes, Analyse der Funktionen
- Entwicklung eines Algorithmus zur konkreten Umsetzung
- Entwurf der neuen multifunktionalen Gastroräumlichkeiten
Ausgehend von der (selbstgewählten oder vorgegebenen) Gastronomiestätte erfolgt neben der Standortanalyse zunächst eine Funktionsanalyse des Bestandes: Wie sehen die Abläufe von der Anlieferung (Lebensmittel/Getränke) über die Zubereitung (Speisen, Brauprozess) und dem Verzehr bis hin zur Entsorgung aus? Die Erkenntnisse aus dieser Phase dienen als Grundlage zur Entwicklung weiterer Nutzungen der Räumlichkeiten auch unter Bedachtnahme einer möglichen zeitlichen Trennung oder Überlagerung (Barbetrieb versus Brauprozess oder Verkostung und Büroraum). Als Hilfestellung der Analyse und Planung soll ein Algorithmus entwickelt werden, der beispielsweise Abläufe optimiert, Designvarianten hinsichtlich eines störungsfreien Ablaufs überprüft, eine Überlagerung der Funktionen erst ermöglicht (durch flexibles Möbeldesign und Einbauten) oder direkt der Formfindung der Einrichtung oder einzelner Bereiche (z.B. Eingangssituation) dient. Wesentlich ist, dass aus der eigenen Analyse und der selbstgewählten (Zusatz-)Nutzung im Zuge des Designprozesses jener Teil erkannt wird, der sich zur Entwicklung eines Algorithmus eignet.