Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage den Entwurfsprozess als Problem zu erfassen, in lösbare Teilprobleme zu zerlegen und mit Hilfe von Algorithmen eine Lösungsstrategie zu entwickeln. Studierende erlangen die Fähigkeit ihre Ideen für selbstentwickelte Programme (bzw. Algorithmen) in Form von Storyboards zu präsentieren. Generell steht nicht die konkrete Implementierung (d.h. das Coding) im Vordergrund, sondern die Entwicklung einer Lösungsgenerierung mittels Algorithmen. Ein Algorithmus kann optimieren, Designvarianten generieren, oder direkt der Formfindung einzelner Bereiche dienen.
Die konkrete Aufgabe, die als Grundlage für die Entwicklung eines Algorithmus dient, ist der Entwurf eines nutzungsvielfältigen mehrgeschoßigen Gebäudes in Holzbauweise. Die Aufgabenstellung soll Studierende befähigen das Gebäude durch algorithmische Unterstützung zu entwerfen.
Das Entwerfen mit dem Titel „T:E:T:R:I:S“ verbindet die Planung eines mehrgeschoßigen nutzungsvielfältigen Gebäudes mit digitalen Entwurfsstrategien.
Als algorithmische Planungsunterstützung sind drei Strategien denkbar: 1) das Gebäude kann aufgrund intelligenter Konstruktion je nach wechselnder Anforderung wachsen oder schrumpfen; 2) das Gebäude reagiert auf einen spezifischen Ort, d.h. die Grundstruktur adaptiert sich selbst automatisiert auf Basis des durch Grundstückserschließung und Bebauungsbestimmungen regulierten Bauplatzes; 3) die innere Struktur des Gebäudes verändert sich nach einem wechselnden Bedarf im Laufe seiner Lebenszeit.
Um diese digitalen Entwurfsstrategien zu unterstützen steht im Analyseteil – zu Beginn des Entwerfens – eine intensive Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Holz, nachdem dieser durch erprobte Modulbauweisen, intelligente Holzverbindungen und einfache Montage- und Veränderungs-Möglichkeiten dem variablen Einsatz entgegenkommt. Hybridkonstruktionen wie Kombinationen von Holz mit Stahlbeton, Stahl oder Mauerwerk (aus Ziegel oder Lehm) dienen bei Bedarf der Erweiterung der gewünschten Variabilität.
Abgesehen von der oben angeführten konstruktiven algorithmischen Planungsunterstützung besteht auch die Möglichkeit einen Algorithmus zur Standortanalyse (Verschattung, Erschließung, Ausblick- und Einblick, etc.), Funktionsorganisation der Grundrisse oder weiteren Planungsthemen zu entwickeln. Jedenfalls muss mindestens ein Algorithmus von den Studierenden soweit entwickelt und in Wort und Bild dargestellt werden, dass er tatsächlich als Programm im Planungsprozess umgesetzt werden kann.
=> Eine Ausprogrammierung durch die Studierenden ist aber nicht notwendig; Programmierkenntnisse sind somit nicht Voraussetzung.
Das Entwerfen gliedert sich in folgende Teile und wird dabei durch algorithmisches Denken bestimmt:
- Analysephase zu den Themen: Modulbauweisen in Holz, Holzverbindungen, was ist unter Variabilität in Gebäuden zu verstehen, Genderaspekte in der gebauten Umwelt, Anforderungen an die Bauphysik (vor allem unter dem Aspekt der Veränderungsmöglichkeit), Einfluss von Richtlinien (ÖN, OIB, etc.) auf die Variabilität und vica versa, Herausforderungen und Beispiele von nutzungsvielfältigen Gebäuden und so weiter.
Die Analysen werden von den Studierenden in Text und Bild soweit ausgearbeitet, dass sie noch vor Ostern als Katalog zusammengefügt und in TUWEL allen zur Verfügung gestellt werden.
=> Dabei ist auf die richtige zitierweise und Vermeidung von Plagiaten zu achten.
- Entwicklung eines Algorithmus zur konkreten Bearbeitung eines (Teil-)Aspekts und Darstellung als Storyboard; d.h. der Algorithmus ist so in Wort und Bild zu visualisieren, dass diese zeichnerische Version als Vorlage für die Ausprogrammierung dienen kann.
- Entwurf auf Basis der eigenen Auseinandersetzung und Darstellung in Plänen und Modell; Pläne: Grundriss, Ansicht, Schnitt, Innen- und Außenansichten (Perspektive, Axonometrie), Schaubildern und Details.
Bei der Abgabe ist auf eine Nachvollziehbarkeit des Prozesses zu achten: von den Erkenntnissen aus den Analysen über die Entwicklung (theoretische Behandlung) des Algorithmus zur finalen Umsetzung. Die Erkenntnisse aus der Analysephase dienen als Grundlage zur Entwicklung einer Architektur unter Berücksichtigung der Funktionen und des zu erfüllenden Zwecks.
Kenntnisse der Programmierung sind von Vorteil aber nicht notwendig!
=> Optionale Möglichkeit: Parallel zu diesem Entwerfen findet das Modul „253.446 Modul Algorithmische Planung und Analyse“ statt (Vertiefung Algorithmen und Programmieren); ist nicht verpflichtend!