Einführung: Di 20.03.2012, 17:00 Uhr im Modelliersaal Inst. 264/2
Ziel der diessemestrigen Lehrveranstaltung ist es, ein empirisches Projekt durchzuführen, in dem einerseits der Möbel(haus)markt und seine Verkaufsstrategien, andererseits die kulturellen Praktiken des Möbelkaufs und des Einrichtens untersucht werden. Die Studierenden werden mit aktuellen Studien aus dem Forschungsfeld der material culture studies vertraut gemacht. Aber auch mit einschlägiger soziologischer Literatur, die ihnen dabei helfen soll, einen eigenen theoretischen Standpunkt zu entwickeln. Im Zuge des Seminars soll eine erste eigenständige wissenschaftliche Arbeit geschrieben werden, die 40.000 Zeichen umfasst.
IKEA & Co. Vom Möbelhaus ins Wohnzimmer – Verkaufsstrategien und Konsumption von Möbeln
In dieser Veranstaltung wollen wir herausfinden, welche Einrichtungsnormen den Besuchern in Möbelhäusern nahegebracht werden, aber auch welche Anliegen die Kunden haben. In der ersten Phase werden dazu am Beispiel von IKEA mit einem strukturierten Leitfaden Beobachtungsprotokolle angefertigt. Ein Besuch im Möbelhaus wird dokumentiert, Kataloge und Broschüren eingesammelt. Protokolle und sonstige Materialien werden in gemeinsamen Sitzungen interpretiert. Da uns das gesamte Spektrum der industrialisierten Möbelproduktion (vom Designerladen bis zum Möbeldiskonter) interessiert, besuchen wir in einem zweiten Schritt hochpreisige und weitere (mehr oder weniger) billige Möbelgeschäfte. Das ermöglicht es, schicht- und altersspezifische, sowie geschlechtsspezifische Normen bzw. Unterschiede herauszuarbeiten.
Dazu kommen die Verwendungen. Zunächst ist es sinnvoll, dass die SeminarteilnehmerInnen die Möbel beschreiben, die sie von IKEA besitzen und darstellen, wie sie dazu gekommen sind, wie sie im Alltag genutzt werden und welchen Grund es hat, dass es gerade Möbel von IKEA sind. Neben der Beobachtung und / oder dem aktiven Herstellen von Beratungsgesprächen in den Geschäften, werden durch einen Leitfaden strukturierte Interviews (mit Bekannten, mit Kunden) durchgeführt, um herauszufinden, was die Attraktivität von IKEA und den Gebrauchswert der Möbel aus der Nutzerperspektive ausmacht. (Stichworte: Größe der Wohnung, verfügbares Budget, Moden, Ästhetik, Jugendkultur, Unauffälligkeit) Auch diese Interviews werden gemeinsam analysiert.
In der Analyse wird es interessant sein herauszufinden, welches Verhältnis zwischen Form und Funktion (und Preis) von den Anbietern und Nutzern relevant gemacht wird, welche Versprechungen, welche Aspekte von Selbstdarstellung (durch einen spezifischen Geschmack) und welche pragmatischen Überlegungen mit dem Kauf von Möbeln behauptet werden und verbunden sind. Die Perspektive von Designern und Verkäufern wird mit der der Nutzer konfrontiert.
Ort: Modelliersaal Inst. 264/2
Block 1 Di 20., Mi 21. und Do 22.März 2012 17:00-20:00
Block 2 Di 24., Mi 25. und Do 26. April 2012, 17:00-20:00
Block 3 Di 21., Mi 22. und Do 23. Mai 2012, 17:00-20:00
Einzeltermin Di 5. Juni 2012, 17:00-20:00 (Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten)
Spezielle Literatur: Garvey, Pauline: „Consuming IKEA: Inspiration as Material Form“, in: Clarke, Alison J. (Ed.): Design Anthropology. Object Culture in the 21st Century. Wien, New York: Springer, 2011, S. 142-153; dies.: “How to Have a ‘Good Home’”, in: Journal of Design History Vol. 16, No. 3, 2003, S. 241-251; Miller, Daniel: The Comfort of Things. Cambridge/UK, Malden/USA: Polity Press, 2011; Christine Resch: Schöner Wohnen: Zur Kritik von Bourdieus 'feinen Unterschieden'. Münster: Westfälisches Dampfboot, 2012.
Allgemein empfohlene Literatur zur Kunst- und Kulturoziologie: Bourdieu, Pierre: Die Feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1987(frz. Orig.A. 1979) Bourdieu, Pierre: Die Regeln der Kunst. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2001/1999 (frz. Orig.A. 1992); Bourdieu, Pierre: Der einzige und sein Eigenheim. Hg. von Margareta Steinrücke. Hamburg: VSA-Verl., 2002; Steinert, Heinz: Kulturindustrie. Münster: Westfälisches Dampfboot, 2002 (1998) Resch, Christine: Die Schönen Guten Waren. Die Kunstwelt und ihre Selbstdarsteller. Kritische Theorie und Kulturforschung Bd. 1. Münster: Westfälisches Dampfboot, 1999.
Es werden ausgewählte Texte zur Verfügung gestellt.