Anhand eines jährlich wechselnden Themenschwerpunktes aus dem Bereich der Kunst- und Architekturgeschichte sollen die Studierenden eine wissenschaftliche Arbeit abfassen. Im Rahmen des Seminars werden Ansätze zur methodischen und inhaltlichen Strukturierung der Arbeit vermittelt.
Das Wahlseminar Kunstgeschichte widmet sich im Sommersemester 2021 dem Thema:
ARCHITEKTUREN FÜR OBJEKTE: VON DER WUNDERKAMMER ZUM HUMBOLDT FORUM
Welchen Beitrag kann Architektur zur musealen Präsentation von Objekten leisten? Dieser Frage wollen wir im Seminar gemeinsam nachspüren und dabei insbesondere Museen für angewandte Kunst und ethnologische Museen in den Blick nehmen. Es sollen die vielfältigen Bezugnahmen und Verweissysteme zwischen den ausgestellten Objekten und der sie beherbergenden Architektur ausgehend von den frühneuzeitlichen Kunst- und Wunderkammern erarbeitet und analysiert werden, während der Schwerpunkt auf den Museumsbauten des 19. und 20. Jahrhunderts liegen wird.
Bereits vor dem Betreten der Einrichtungen inszeniert die nach außen gerichtete Sprache der Museumsarchitektur die eigene Sammlung: sie artikuliert Ansprüche, gibt Versprechen und schürt Erwartungen beim Besucher, die im Inneren erfüllt oder auch gezielt unterlaufen werden können. Aber auch die Raumgliederung und Gestaltung im Inneren nimmt auf die Wirkung der Exponate erheblichen Einfluss. So konnte beispielsweise das Selbstverständnis des Sammlers architektonisch ausgedrückt oder in einem historistischen Museum ein Kirchenschatz in fingierter Sakralarchitektur, in seinem scheinbaren Ursprungszusammenhang vor Augen geführt werden. Peter Zumthor hat der Museumsarchitektur des Kolumba in Köln hingegen die Fundamente und Ruinen von gleich zwei Kirchenbauten inkorporiert, die mit den gezeigten Kunstsammlungen des örtlichen Erzbistums resonieren. Jüngst hat die hitzige Debatte um das Berliner Humboldt Forum deutlich vor Augen geführt, welche Sprengkraft das Zusammenspiel von Architektur und Sammlung heute noch entfalten kann. Dass dort ethnologische Objekte aus kolonialen Zusammenhängen gezeigt werden, wird von einigen als pietätloser Affront empfunden, da die Bestände im kostenintensiv rekonstruierten Berliner Stadtschloss ausgestellt werden: Die außereuropäischen Objekte, deren Provenienz größtenteils im Dunkeln liegt, treten so in einen Sinnzusammenhang mit der barocken Schlossfassade, die nicht zuletzt ausgerechnet das kolonialistische Mindset des 18. und 19. Jahrhunderts aufruft. Mit der Abstimmung der Architektur auf ethnologische Sammlungsobjekte geht also auch eine gesellschaftliche und politische Verantwortung einher.
TERMINE
Online Sitzungen (Zoom via TUWEL), donnerstags, 9–12 Uhr s.t.
11.3.2021 Auftakt mit thematischer Einführung;
Vorstellung der Referatsthemen und Themenvergabe; (Erteilung Aufgabe I)
22.3.2021 Abgabe von Aufgabe I: Papier mit erster Grundlagenrecherche
25.3.2021 Einführung in die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens; (Erteilung Aufgabe II)
12.4.2021 Abgabe Aufgabe II: Thesenpapier mit Literaturliste und erster Baubeschreibung
15.4.2021 Feedback zu Abgabe II in Einzelsprechstunde (online)
22.4.2021 Referate
6.5.2021 Referate
20.5.2021 Referate
17.6.2021 Referate, Vortrag Gastreferent
24.6.2021 Ortstermin MAK
bis 31.7.2021 Endabgabe der Seminararbeit
Beachten Sie bei der Ausarbeitung Ihrer Seminararbeit bitte die Richtlinie der TU Wien zum Umgang mit Plagiaten https://url.tuwien.at/clxvp sowie den Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten auf der Website der Abt. Kunstgeschichte https://kunstgeschichte.tuwien.ac.at/wp-content/uploads/Leitfaden-zum-wissenschaftlichen-Arbeiten.pdf
In der Benotung der Leistung fließen folgende Kriterien mit ein:
Anwesenheit
Aktive Mitarbeit
Mündliches Referat mit Handout
Schriftliche Seminararbeit (auf Wunsch auch Bachelorarbeit)
Jede/r Teilnehmer/in hat eine schriftliche, methodisch einwandfreie, wissenschaftlich korrekte Arbeit (Umfang ca. 15 Seiten Fließtext) über einen Bau zu verfassen, der eine architekturhistorische Analyse und eine bautypologische Kontextualisierung zum Thema hat. Von den Teilnehmern/innen sind Kurzreferate zu halten und Handouts auszuarbeiten.
Die Anwesenheit bei der gesamten Lehrveranstaltung ist verpflichtend. Bei Abwesenheit ist ein entsprechender Nachweis zu erbringen (Krankmeldung). Die Anwesenheit in der LV „Thematische Einführung“ ist verpflichtend. Bei Nichtteilnahme wird der Seminarplatz weitergegeben.