Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, die Umgestaltung einer bestehenden Struktur zu begreifen. Sie verfügen über die Methoden und Werkzeuge zur Analyse bestehender Strukturen, der Bewertung ihres Potenzials und ihrer Herausforderungen, was zu umfassenden Gestaltungsvorschlägen führt. Sie werden in der Lage sein, diese Gestaltungskonzepte auf unterschiedlichen Maßstabsebenen zu entwickeln.
Korrekturen jeweils Freitag, Starttermin Fr. 08.03.2024
Exkursion nach Paris geplant (voraussichtlich im März 2024)
INHERITED FRAMEWORKS zielt darauf ab, die Umwandlung einer bestehenden Parkstruktur in ein Wohnprojekt in Paris zu untersuchen. Ziel ist es, eine wechselseitige Verbindung zwischen Architektur und Stadt herzustellen und das Architekturprojekt als Teil einer längeren Geschichte und einer umfassenderen Komposition zu betrachten, in der jedes Element die Werte des Ganzen zum Ausdruck bringt.Lehrinhalt
Warum ein Transformationsprojekt?
Sanierungs- und Transformationsprojekte bestehender Strukturen sind neben ihren offensichtlichen ökologischen Vorteilen ein fruchtbarer Boden für Innovationen. Es sind wahre kreative Abenteuer, bei denen sich das Architekturprojekt in nichtlinearen Phasen entwickelt.
Die synthetische und einheitliche Logik, die die architektonische Form charakterisiert, weicht einer neuen Architektur aus Schichtungen, Überlagerungen und Ergänzungen: einer neuen Form, die durch Form erweitert wird, einer neuen Architektur, die durch Architektur erweitert wird.
Warum Paris?
Paris ist die dichteste Stadt Europas in Bezug auf Bevölkerung und Menschendichte (Einwohner + Arbeitsplätze) und gehört zu den 5 dichtesten Städten der Welt. Der Ursprung dieses Modells liegt im Werk und Denken einer zentralen Figur: Baron Georges-Eugène Haussmann. Von 1853 bis 1870 formulierte er als Präfekt die Grundlagen der Stadt völlig neu, entsprechend den Werten der Moderne des 19. Jahrhunderts. Wenn wir die Größe des betroffenen Stadtgefüges (75 % der bebauten Umwelt) und die Geschwindigkeit der Arbeiten (in weniger als 20 Jahren) berücksichtigen, können wir seinen Eingriff problemlos als ein vollständig geplantes und gestaltetes neues Stadtprojekt betrachten.
Die Entschlüsselung von Haussmanns städtischem Gefüge durch Zerlegung, Klassifizierung und vergleichende Analyse offenbart seine Eigenschaften. Auf jeder Ebene drückt das städtische Gefüge Merkmale aus, die ein grundlegendes Gleichgewicht gewährleisten: Dichte und Lebensfähigkeit, Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit, Nüchternheit und Vielfalt, Konnektivität über lange und kurze Distanzen, Identität und Universalität, Intensität und ein einladender städtischer Geist sowie zwischen Attraktivität und Inklusivität.
Warum Autowerkstätten?
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Automobil alltäglich, und sein schneller und spektakulärer Erfolg führte zur Entstehung eines neuen architektonischen Archetyps: des Hotels für Automobile, später Garage oder Parkplatz genannt. In den Jahren 1946-1973 kam es in Paris zu einer Welle des Baus von „Grand Garages“. Wie Kinos oder Flughäfen ist die Parkgarage eines der modernen Programme schlechthin: ein mehrstöckiges Gebäude aus Stahlbeton, gekennzeichnet durch eine Rampe. Seine Form ist aufs Äußerste rationalisiert: elementar, technisch und wirtschaftlich optimiert, potenziell wiederholbar und unbegrenzt duplizierbar. Die Werte des modernistischen Fortschritts sind in diesen Bauwerken verkörpert, und 29 Quai de Grenelle ist Teil dieser Welle.
Ungefähr 70 Jahre später haben etwa 65 % der Pariser Haushalte kein Auto mehr, und Garagen-Parkplätze haben nach und nach ihren Nutzen verloren und sind zu neuen Grundstücksmöglichkeiten geworden. Aufgrund ihrer „Programmlosigkeit, ihres neutralen und generischen Charakters, die es ermöglicht, sie als mögliche, ja sogar ideale Behälter für programmatische Unentschlossenheit und die ständige Weiterentwicklung der Nutzungen zu verstehen“, sind diese Architekturen heute zu privilegierten Territorien für städtische Entwicklungen geworden.
Dies ist kein Stadtplanungskurs oder eine dogmatische Übung zum Begriff des Kontexts. Im Laufe dieses Semesters werden wir die Grenzen zwischen den verschiedenen Maßstäben und Disziplinen aufheben, um das architektonische Projekt wieder in den Mittelpunkt der städtischen Herausforderungen und Möglichkeiten zu stellen.
"Wir sind uns bewusst, dass die Architektur nur einen Aspekt einer komplexeren Realität oder einer bestimmten Struktur darstellt. Gleichzeitig stellt sie, da sie die jüngsten überprüfbaren Daten dieser Realität darstellt, die konkreteste mögliche Perspektive für die Bewältigung dieser Herausforderung dar."
A. Rossi, Die Architektur der Stadt, Opposition Books, Cambridge, 1984.
