Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage... bestehende bauliche Strukturen auf sämtlichen Maßstabsebenen zu analysieren und auf dieser Grundlage Entwürfe zu konzipieren, um den vorgefundenen Kontext adäquat weiterzubauen.
Die Lehrveranstaltung beschäftigt sich mit der baulichen Weiterentwicklung des Kulturraums Hombroich. Zentral für dieses 60 Hektar große Areal nahe Düsseldorf ist das Museum Insel Hombroich, ein Ensemble aus begehbaren Skulpturen von Erwin Heerich, das in einer von der Erft umschlossenen Auenlandschaft errichtet wurde. Es wurde in den 1980er Jahren von dem Mäzen Karl-Heinrich Müller initiiert, um seine umfangreiche Kunstsammlung zu beherbergen und auszustellen. Das Ausstellungskonzept verzichtet auf jegliche Beschreibung von Wegen oder Werken, um so die physische und sinnliche Erfahrung auf das Zusammenspiel von Landschaft und Bauwerk, Naturraum und Kunstwerk zu fokussieren. Als Erweiterung dieses Areals konnte Müller in den 1990er Jahren eine nahegelegene Nato-Raketenstation erwerben, die mit Ende des Kalten Krieges aufgelassen wurde. Die militärischen Bauwerke wurden zu Ateliers für Kunstschaffende umgenutzt und durch Gästehäuser und Bauten für Konzerte und wechselnde Ausstellungen ergänzt. Auf der Raketenstation befindet sich auch ein Archivgebäude, in dem Werke, die nicht auf der Insel ausgestellt sind, aufbewart werden.
Der Gründer und Mäzen Müller ist 2007 verstorben. Die Grundstücke, Bauwerke und Sammlungsbestände wurden in eine Stiftung übertragen, die „das materielle und geistige Erbe der Gründergeneration sowie daraus entstehende Entwicklungen und Zustiftungen“ (Stiftung Hombroich, Leitbild, 2021) umfasst. Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Sammlungsbestand laufend erweitert. Einerseits durch Schenkungen, andererseits durch Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern, die in Hombroich gelebt und gearbeitet haben. Diesen Zuwachs konnte das Archivgebäude alleine nicht mehr fassen und somit sind diverse Werkgruppen an verschiedenen Orten innerhalb des Kutlurraums verteilt. Aktuell ist das Archiv für eine thermische Sanierung geräumt. Die Werke wurden ausgelagert und die Stiftug möchte diese Zäsur nutzen, um zu reflektieren, ob die aktuelle Unterbringung der Sammlungen, Bibliotheken, Nachlässe und Archivalien noch zeitgemäß ist. In Kooperation mit der Stiftung Insel Hombroich soll eine bauliche Lösung für die Unterbringung dieser umfangreichen Konvolute entwickelt werden, die es ermöglicht sie in einem Sammlungsspeicher zusammenzuführen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So soll ein Ort entstehen um zu archivieren, zu pflegen, sichtbar zu machen, zu forschen, zu vermitteln und zu diskutieren. Räume in denen Erinnerung gespeichert ist und neue Erfahrung ermöglicht wird.
Durch die intensive Beschäftigung mit dem konkreten Ort, der fundierten Recherche seiner Geschichte und der präzisen Analyse seiner prägenden gestalerischen Prinzipien sollen die Studierenden eine eigenständige Entwurfshaltung, im Spannungsfeld von Bestand und Weiterentwicklung, erarbeiten. In „Bauen ein Prozess“ schreibt der Soziologe Lucius Burckhardt: „Weiterbauen bedeutet den Wert des Bauens als Prozess zwischen Aneignung, Identität und Aussage zu verstehen. Planung hat keinen Anfang und kein Ende, ein architektonischer Entwurf ist stets Teil eines laufenden Prozesses.“ (Teufen 1968, S. 21). Wie kann also die Aufbewarung und Erschließung der Sammlungen dem aktuellen Bedarf angepasst werden? Welcher bauliche Eingriff in Form von Restrukturierung, Erweiterung oder Neubau ist für diese Aufgabe angemessen? Welche spezifische architektonische Aussage kann im Dialog mit dem bestehenden Ensemble entwickelt werden? Welches gestalterische Potential liegt in der Wechselwirkung von Bauwerk und Landschaft? Wie kann die Typologie des Archivs als Ort des Konservierens im Kontext von Museum Insel Hombroich reflektiert werden? Welchen räumlichen Mehrwert kann ein Sammlungsspeicher abseits der reinen Aufbewarung von Werken für den Kulturraum Hombroich schaffen? Diese Fragestellungen sollen im Laufe der Lehrveranstaltung diskutiert und mittels der Ausarbeitung eines architektonischen Entwurfs beantwortet werden.
Vorbesprechung Exkursion: Freitag 01.03.2024, 10:00-11:00. Online.
Einführungsveranstaltung: Donnerstag 07.03.2024, 10:00-18:00, Projektraum Gebäudelehre
Wöchentliche Besprechungen: Donnerstag 09:00 - 18:00, mit Leonhard Panzenböck.
Exkursion: Montag 18.03. - Donnerstag 21.03.2024, Kulturraum Hombroich.
Workshop in Wien & Symposium „Weiterbauen" in Eisenstadt: Datum folgt.
Zwischenpräsentation & Schlusspräsentation: mit Professorin Tina Gregorič.
Begleitende Lehrveranstaltung: 253.L14 Exkursion Kulturraum Hombroich
Kosten für Reise, Übernachtungen & Eintritte im Rahmen der Exkursion betragen etwa 300€.
In Kooperation mit Stiftung Insel Hombroich: www.inselhombroich.de
Anmeldung mit Portfolio über den Bewerbungspool im TISS.