253.L10 Seminar für Diplomand:innen Wohnbau, Michael Obrist und Lorenzo Vicari
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2024S, SE, 2.0h, 3.0EC

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 2.0
  • ECTS: 3.0
  • Typ: SE Seminar
  • Format der Abhaltung: Präsenz

Lernergebnisse

 

 

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, komplexe Entwurfsaufgaben zu bearbeiten. Ihre Kompetenz reicht vom Erkennen von Handlungsfeldern im urbanen Kontext und Entwickeln entsprechender städtebaulicher Lösungsansätze bis zum Lösen technischer Details für Neubauten und das Bauen im Bestand. Die Studierenden können eigenständige Recherchen und themenbezogene Grundlagen erheben. Sie sind in der Lage, Entwurfskonzepte zu erstellen und diese in Form von Entwurfs- und Detailplänen umfassend darzustellen und zu präsentieren.

Inhalt der Lehrveranstaltung

Diploma seminar - Housing and Design

Prof. Michael Obrist - Ass. Lorenzo Vicari

One-year diploma seminar

Application with letter of motivation and portfolio to obrist@wohnbau.tuwien.ac.at and lorenzo.vicari@tuwien.ac.at

Kick-Off TBD

EXISTENZ MAXIMUM : RADICAL COMMON

WIEN - ROME: In search of new spatial typologies of living together

 

Es ist an der Zeit gemeinsam radikal anders zu denken.

Konfrontiert mit sich wandelnden gesellschaftlichen Realitäten, den eintretenden Konsequenzen eines fortschreitenden Klimawandels, geopolitischen Umbrüchen, sich verschärfenden Verteilungsungerechtigkeiten und einer Kommodifizierung der Architektur sind wir als Planende herausgefordert unsere gesellschaftliche Rolle und Mechanismen in der Produktion von Raum und Stadt zu hinterfragen.

Es geht  um die Befreiung der Architektur von der Vermarktbarkeit als Objekt hin zu kulturellen Gefäßen mit sozialer Programmierung. Weg von den Erwartungsräumen der aktuellen Wohnbauproduktion und hin zu baulichen Strukturen, die ressourceneffizient, kostengünstig und nutzungsoffen Ermöglichungsräume für eine diverse Stadtgesellschaft sind.

Wie kann so das Gewöhnliche, Serielle, Einfache und Leistbare auch das Wilde, Unkonventionelle und “Andere” ermöglichen? Wie kann man anstatt der Sicherstellung eines knappen Existenzminimums eher den baulichen Rahmen für ein befreites Existenzmaximum anstreben?

 

Der Neoliberalismus ist von einem durchdringenden Einfluss geprägt, der es ihm ermöglicht hat, sich als einziges tragfähiges Gesellschaftsmodell zu positionieren. Die Dominanz des Neoliberalismus erstreckt sich auf alle politischen Bereiche und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und hat unauslöschliche Spuren in den städtischen und vorstädtischen Landschaften hinterlassen. Seit den 90er Jahren geben westliche Demokratien privaten Spekulationen Vorrang vor dem Gemeinwohl, was die Stärkung privater Macht gegenüber der öffentlichen begünstigt, das bürgerliche Gleichgewicht zerrüttet und die Ungleichheit vergrößert. Doch wie kann die Architektur in dieser Erzählung von der neoliberalen Vorherrschaft Stellung beziehen? Können wir uns andere Formen der Koexistenz vorstellen?

Die Ambivalenz des Begriffes Common als „das Gewöhnliche“ einerseits und „das Geteilte“ andererseits soll dabei als Potential gesehen werden all diese Überlegungen ganz nach den Überlegungen von Silvia Federici mit einem neuen Verständnis von Gemeinsamkeit, Gemeinschaftlichkeit und Kooperation zu durchdringen.

 

Roland Barthes schrieb über "Idiorrhythmie" - ein Begriff, der die harmonische Koexistenz von Individualität innerhalb eines gemeinschaftlichen Rahmens bezeichnet. Der Begriff leitet sich von den griechischen Wörtern idios (privat) und rhythmos (Regel) ab und beschreibt das empfindliche Gleichgewicht, das durch das Zusammenleben und -arbeiten verschiedener Subjekte unter Wahrung ihrer unterschiedlichen geistigen Tugenden erreicht wird. Es ist eine kraftvolle Analogie für unser urbanes Dilemma - ein Aufruf, Wohntypologien als Vehikel für die Ermöglichung des wildesten möglichen Spektrums an Leben zu artikulieren, um das sich die Architektur immer gekümmert hat.

Als solche schafft die Architektur Lebensräume und schlägt den Menschen Gewohnheiten vor, den Planeten zu bewohnen. Auf diese Weise sind Typen in erster Linie Denkfiguren, durch die Architekten - unpersönlich - an einem "Gespräch" über Architektur teilnehmen, das keinen Eigentümer, aber viele Autoren hat. Indem sie Typen artikuliert und aus ihnen schöpft, die "jedermanns eigene" sind, erfindet die Architektur - zu jeder Zeit - Wohnformen neu, die ihrer Natur nach immer schon zeitgenössisch sind. Und doch stehen wir, wenn wir an Höfe, Plattformen, Dächer, Gänge, Nischen ... denken, vor einem gewissen Dilemma: Von den Worten, die wir verwenden, um zu beschreiben, was einen bestimmten Gebäudetypus ausmacht, über die formalen Qualitäten, die seine wichtigsten Erscheinungsformen zu erfassen scheinen, bis hin zu den Raumerfahrungen, die jeder Typus auf unterschiedliche Weise bietet, neigt die Natur der Typen dazu, auf geheimnisvolle Weise schwer fassbar und fantastisch abstrakt zu bleiben: indexikalisch und mit offenem Ende.

 

Da sich das internationale Kapital auf die Stadtzentren konzentriert und die Randgebiete der Vernachlässigung und dem städtischen Verfall preisgibt, sind wir gezwungen, das Potenzial dieser übersehenen Räume neu zu überdenken. Sie sind aus der Deregulierung und dem industriellen Umbruch hervorgegangen und bergen die Saat eines fruchtbaren Bodens für die Schaffung neuer urbaner Realitäten. Indem wir Städte als komplexe Arenen des Konflikts und der Konvergenz begreifen, erschließen wir das Potenzial, das kollektive Leben auf mehreren Ebenen gleichzeitig neu zu gestalten. 

 

Wien und Rom werden unsere Ausgangspunkte sein: Wir werden die reiche Konstellation kollektiver Wohnprojekte der Wiener Moderne bis in die Gegenwart und die tausendjährige römische Idee der Civitas studieren, um anschliessend von diesen lernend Modelle zu entwickeln, um auf die drängendsten Fragen der Gegenwart zu reagieren.

Methoden

s.o.

Prüfungsmodus

Prüfungsimmanent

Weitere Informationen

Beachten Sie beim Verfassen der Ausarbeitung bitte die Richtlinie der TU Wien zum Umgang mit Plagiaten: Leitfaden zum Umgang mit Plagiaten (PDF)

Vortragende Personen

Institut

Leistungsnachweis

immanent

LVA-Anmeldung

Von Bis Abmeldung bis
21.02.2024 00:00 07.03.2024 00:00

Anmeldemodalitäten

Registration with Portfolio

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 443 Architektur Gebundenes Wahlfach

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Sprache

Englisch