Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage mittels eigenständiger Recherchen bestehende Strukturen architektonisch zu erfassen und zu hinterfragen. Studierende werden herausgefordert, eine eigene, kritische Position gegenüber der Bauaufgabe zu formulieren und diese als Grundlage für die Entwicklung konzeptueller und räumlicher Lösungen zu nutzen. Dabei können sie Wechselbeziehungen zwischen einem einzelnen Bauwerk und einem städtebaulichen Raumkörper herstellen.
Aufbauend auf diesen analytischen Arbeiten sind sie in der Lage das Entwurfsprojekt in Plan, Perspektive, Modell und Text darzustellen, zu diskutieren und zu präsentieren.
Die Semesteraufgabe erforscht den Wiener Block als Bautypus und Lebensraum. Wir betrachten den Wiener Block als Zusammenspiel ökonomischer, sozial-politischer und bautechnischer Aspekte die das Leben in einer wachsenden Metropole bestimmen. Im Vordergrund der Untersuchung stehen die Baustruktur, die Materialität und Herstellung, der öffentliche Raum zwischen den Fassaden sowie das urbane Leben im Inneren des Blocks. Die Entwurfsaufgabe ist eine Ergänzung eines bestehenden Wiener Blocks.
Die gründerzeitliche Bebauung bestimmt bis heute das städtische Leben in Wien und ist mit einer Lebensdauer von über hundert Jahren eine der beständigsten Bausubstanzen der Stadt. Sowohl der Einsatz lokaler Materialien wie Ziegel und Holz als auch die Nutzungsoffenheit macht die Struktur zu einer der nachhaltigsten unserer Stadtgeschichte.
Dem radikalen Stadtumbau Paris folgend wurde 1857, mit der Schleifung der Wiener Stadtmauer unter Kaiser Franz-Joseph, das unverbaute Glacis zu einer in dieser Größe noch nie dagewesenen innerstädtischen Planungsaufgabe ernannt. Die repräsentative Wohnbebauung des „Grundplans“ für das Areal war auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, da mit dem Verkauf der Bauparzellen zahlreiche Monumentalbauten entlang der Ringstraße errichtet werden konnten. In den Stadterweiterungsgebieten, die mit der Eingemeindung der Vorstädte einhergingen, bestimmte die Rasterplanung den „Wiener Block“. Hinter den meist prächtig ornamentierten Fassaden, die den kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung des 19. Jahrhunderts repräsentieren, verbergen sich klare, ökonomische Grundrisse, die Wohn-, Arbeits- und Geschäftsflächen in einem Bauwerk vereinten und luxuriösen Wohnraum genauso wie Massenwohnungen aufnehmen konnten. Der durch Baunormen streng regulierte Blockrand weist bis heute eine überraschende Vielfalt an Bauvolumen im Inneren auf, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung stetig angepasst werden.
Namhafte Architekten wie Ludwig Förster oder Theophil Hansen formten die Entwicklung der Wiener Gründerzeitbauten mit. Der nachhaltige Erfolg der Bebauung ist aber vielmehr in der großflächigen Anwendung des Bautypus im Kontext sozial-politischer, kultureller, ökonomischer, technischer und demografischer Entwicklungen europäischer Großstädte zu erkennen.
Kann dieses Erfolgsmodell zur Bewältigung anstehender Herausforderungen in das 21. Jahrhundert übergeführt werden? Welche Rolle nehmen wir als Architekt*innen dabei ein?
Das Erforschen der Geschichte und Kontinuitäten des „Wiener Blocks“ soll erkannte Potentiale in einem zeitgenössischen Entwurf im Kontext des Bestands architektonisch weiterdenken.
https://portal.tuwien.tv/View.aspx?id=10807~5d~uPTzHOgALU
Während die typologischen und bautechnischen Untersuchungen mittels Zeichnungen und Modellen erfolgen, soll das Leben im Block empirisch mittels Beobachtungen (Foto, Text) festgehalten werden. Der Entwurf strebt ein zeitgemäßes Weiterbauen der geschichtsträchtigen Baustruktur an.
KICK OFF: 07.03.2024, 9h
wöchentliche Termine: Donnerstags 09-15h Uhr
gemeinsame Stadtexkursionen in Wien
Gruppenarbeit mit regelmäßigen Recherchepräsentationen
Sondertermine:
Recherchepräsentation: 11.04.2024, 9-16h
Entwurfsworkshop: 15.-18.4.2024,
ganztägig
Konzeptpräsentation: 18.4.2024, 9-16h
Zwischenkritik: 16.5.2024, 09-19h
Schlusspräsentation: 27.06.2024, 9-19h