Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, architektonische Lösungsstrategien zu entwickeln, die der Komplexität des Bauens im Bestand Rechnung tragen. Sie können eine entwerferische Synthese aus den komplexen Anforderungen des Raums, des Ausstellens, des Architekturexponats sowie den baukonstruktiven Rahmenbedingungen wie Bauphysik, Tragwerk und Nachhaltigkeit bilden.Durch eigenständige Recherchen können die Studierenden bestehende bauliche Strukturen architektonisch erfassen, planerisch und in Analysemodellen darstellen und auf dieser Basis konzeptionell räumliche Lösungen entwickeln. Sie können die Wechselbeziehung zwischen Architektur als stadträumlichem und innenräumlichem Exponat und dessen Transformation zu einem Hintergrund des Ausstellens durch dokumentarische Analysen nachvollziehen. Die Studierenden sind in der Lage, auf Basis eigener Recherche Konzepte und Entwurfsprojekte in Plan, Bild, Modell und Text zu erstellen, im Fachdiskurs zu verorten, zu diskutieren und zu präsentieren.
EXPONAT ARCHITEKTURDie Umnutzung von Bestandsgebäuden für museale Zwecke hat eine lange Geschichte. Bauwerke, die ihren ursprünglichen Verwendungszweck verloren haben und zugleich stadträumlich, architektonisch und geschichtlich prägend für das kollektive Gedächtnis sind, werden durch eine Nachnutzung in ihrem Fortbestand gesichert, indem sie museale Nutzungen aufnehmen.Diese Transformation wirft komplexe architektonische Fragestellungen auf, die zwischen den räumlichen, kuratorischen und funktionalen Erfordernissen des beabsichtigten Ausstellungsbetriebes und der erhaltenswerten Eigenschaft des architektonischen Artefakts oszillieren: das historische Bauwerk soll einen Hintergrund für Exponate und kulturelle Aktivitäten bereitstellen und zugleich Architekturexponat seiner selbst sein. GREEN MUSEUM HOFSTALLGEBÄUDEAm Beispiel des 1723 errichteten Hofstallgebäudes am Museumsplatz von Johann Bernhard Fischer von Erlach, heute Bestandteil, Adresse und zentraler Zugang des Wiener Museumsquartiers, werden im Integrativen Entwerfen Green Museum Fischer von Erlach Strategien zum Umgang mit dem Bestand unter besonderer Berücksichtigung der Dekolonisierung und der Dekarbonisierung der Museumslandschaft entwickelt. Die Erdgeschosszone der Monumentalfront am Museumsplatz soll im Sinne eines aktualisierten Museumsbegriffs adaptiert werden. Der heutige transistorische Erschließungsraum samt angelagerter touristischer und betrieblicher Infrastruktur sowie den zweigeschossigen Einbauten mit Kojen der Kunstproduktion und -vermittlung wird in einen niederschwelligen Zugang zur zeitgenössischen kulturellen Interaktion transformiert. Die Erdgeschosszone der ehemaligen Pferdeställe, die querenden Erschliessungsachsen und der angrenzende hof- und platzseitige Aussenraum werden als zusammenhängende öffentliche Zone der Kultur neu definiert. Die barocke Längsachse wird in eine Abfolge von Ausstellungsbereichen unterschiedlicher Konditionierung - Aussenklima, Mid-Door-Klima, konditionierter Innenraum - mit integrierten Nutzungsinseln für Buchhandlung, Café und Verkauf transformiert. Die Adaption reflektiert die Anforderungen des Green Museum hinsichtlich der Minimierung des baulichen und betrieblichen Energieeinsatzes, des Lebenszyklus der Bauelemente und der Materialität im Kontext des Weiterbauens des Bestandes.
Ausgehend von der Strategie einer Transformation des Bestands anstatt seiner Musealisierung werden das architektonisch-räumliche Potential des Vorhandenen und seine Zeitspuren diskursiv untersucht und in den Kontext eines neuen Museumsbegriffs (postcolonial, performativ) und der Nachhaltigkeit (Dekarbonisierung) gestellt. Basis der Konzeptentwicklung ist eine präzise räumliche und materielle Bestandsanalyse sowie das Lesen und Beschreiben der signifikanten Elemente und Spuren des Bestandbauwerkes als Architekturexponat. Erarbeitung einer handlungsorientierten Dokumentation zu einer neuen Praxis des Museums und zu nachhaltigen baulichen Strategien im Bestand. Die Annäherung an den vorhandenen Innenraum und der architektonische Dialog zwischen den kuratorischen Anforderungen einer neu verstandenden Musealität und der barocken Raumstruktur erfolgt anhand von Konzept- und Arbeitsmodellen. Die Untersuchung der städtebaulichen Schnittstelle zum öffentlichen Raum, d.h. dem Museumsplatz vis-a-vis den Semper-Bauten des 19.Jahrhunderts und dem Binnenraum des Museumsquartiers mit den Ortner-Bauten des 20.Jahrhunderts, erfolgt äquivalent.
TERMINE UND ANWESENHEITBetreuungstermine jeweils Donnerstag von 09:00 bis 13:30 Uhr.
Zusätzlich sind zwei Workshop-Wochen zum intensiven Arbeiten in gemeinsamer Arbeitsraumatmosphäre eingeplant, da der Austausch mit den KollegInnen durch gemeinsames Arbeiten vor Ort gefördert werden soll. Eine möglichst durchgehende Anwesenheit in diesen Wochen wird erwartet.
Workshop I: 10. - 14. Oktober 2022 Workshop II: 12. - 16. Dezember 2022
Sondertermine: Konzeptpräsentation am 03. und 04. November 2022 Entwurfspräsentation am 01. und 02. Dezember 2022 Endpräsentation am 26. und 27. Jänner 2023
Kick-Off-Veranstaltung am 06. Oktober ab 10:00 Uhr, anschließende Bauplatzbesichtigung.
Detaillierte Erforschung der räumlichen Bestandsstrukturen, der Prinzipien des Ausstellens vor dem Hintergrund des postkolonialen Museums, der Fragestellung von Architektur als Exponat und der Nachhaltigkeitskonzepte für den Bestand im Kontext der Dekarbonisierung. Nachweis der Forschungen mittels eines durchgehend geführten Logbuchs.Planerische, bildliche, grafische und textliche Umsetzung eines daraus entwickelten Konzepts und Entwurfs in den Maßstäben 1:2.000 bis 1:1. Lagepläne, Grundrisse, Schnitte, Ansichten, Fassadenschnitt, Details, konzeptionelle Prinzipdarstellungen, bildliche Darstellungen, Modelle.