Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, architektonische Lösungsstrategien zu entwickeln, die der Komplexität des Bauens im Bestand Rechnung tragen. Sie können eine entwerferische Synthese aus den komplexen Anforderungen des Raums, des Ausstellens, des Architekturexponats sowie den baukonstruktiven Rahmenbedingungen wie Bauphysik, Tragwerk, Nachhaltigkeit bilden.Durch eigenständige Recherchen können die Studierenden bestehende bauliche Strukturen architektonisch erfassen, planerisch und in Analysemodellen darstellen und auf dieser Basis konzeptionell räumliche Lösungen entwickeln. Sie können die Wechselbeziehung zwischen Architektur als stadträumlichem und innenräumlichem Exponat und dessen Transformation zu einem Hintergrund des Ausstellens durch dokumentarische Analysen nachvollziehen. Die Studierenden sind in der Lage, auf Basis eigener Recherche Konzepte und Entwurfsprojekte in Plan, Bild, Modell und Text zu erstellen, im Fachdiskurs zu verorten, zu diskutieren und zu präsentieren.
KONTROVERSER BESTAND: DIE RICHTER - SCHULE Bauwerke werden im Lauf ihres Bestehens sehr unterschiedlich bewertet und genutzt. Insbesondere Bauwerke, die schon zur Entstehungszeit kontrovers diskutiert wurden, provozieren oftmals dauerhaft divergierende Wertschätzungen durch NutzerInnen, Öffentlichkeit und Fachwelt. Die 1994 erbaute Schule von Helmut Richter am Kinkplatz zeigt diese Divergenz exemplarisch: nach nur 23 Jahren wurde die Nutzung als Schule 2017 eingestellt. Die Sanierungsfähigkeit als Schulgebäude wird im pädagogischen, politischen und architektonischen Diskurs unterschiedlich bewertet.KUNSTHALLE IM ARCHITEKTURMANIFESTDie Richter-Schule als architektonische Manifestation einer räumlich-technologischen Zukunftsvorstellung benötigt ein Neudenken der Optionen, um den blockierten Diskurs zu öffnen. Im Integrativen Entwerfen Kunsthalle in der Richter-Schule werden innovative Strategien zum Umgang mit dem Gebäudebestand in Stahl-Glas-Konstruktion entwickelt. Ausgangspunkt ist die Umwandlung in eine dezentrale Wiener Kunsthalle, einen Aktionsraum für kulturelle Aktivitäten.Die positive Utopie Helmut Richters soll im Zuge der Transformation zu einer Kunsthalle im Umfeld der Diskurse zu Dekolonisierung und Dekarbonisierung öffentlicher Bauten aktualisiert werden und ein Treibhaus für Bildung und Kultur werden.Die Transformation architekturgeschichtlich relevanter Gebäude für eine kulturelle Nachnutzung wirft komplexe architektonische Fragestellungen auf, die zwischen den räumlichen und funktionalen Erfordernissen des beabsichtigten Ausstellungsbetriebes und dem architektonischen Artefakt oszillieren: einen Hintergrund für Exponate und kulturelle Aktivitäten bereitzustellen und zugleich Architekturexponat seiner selbst zu sein.
Ausgehend von der Strategie einer Transformation des Bestands werden das architektonisch-räumliche Potential des Vorhandenen und seine Zeitspuren diskursiv untersucht und in den Kontext eines neuen Museumsbegriffs (postcolonial, performativ) und der Nachhaltigkeit (Dekarbonisierung) gestellt. Basis der Konzeptentwicklung ist eine präzise räumliche und materielle Bestandsanalyse sowie das Lesen und Beschreiben der signifikanten Elemente und Spuren des Bestandbauwerks als Architekturexponat. Erarbeitung einer handlungsorientierten Dokumentation zu einer neuen Praxis des Museums und zu nachhaltigen baulichen Strategien im Bestand. Die Annäherung an den vorhandenen Innen- und Außenraum und der architektonische Dialog zwischen den kuratorischen Anforderungen der Bespielung als performatives Museum und der technologisch determinierten Raumstruktur erfolgt anhand von Konzept- und Arbeitsmodellen.
TERMINE UND ANWESENHEITBetreuungstermine jeweils Donnerstag von 14:00 bis 18:30 Uhr.
Zusätzlich sind zwei Workshop-Wochen zum intensiven Arbeiten in gemeinsamer Arbeitsraumatmosphäre eingeplant, da der Austausch mit den KollegInnen durch gemeinsames Arbeiten vor Ort gefördert werden soll. Eine möglichst durchgehende Anwesenheit in diesen Wochen wird erwartet.
Workshop I: 10. - 14. Oktober 2022 Workshop II: 12. - 16. Dezember 2022
Sondertermine: Konzeptpräsentation am 03. und 04. November 2022 Entwurfspräsentation am 01. und 02. Dezember 2022 Endpräsentation am 26. und 27. Jänner 2023Kick-Off-Veranstaltung am 06. Oktober ab 10:00 Uhr. Bauplatzbesichtigung 07.Oktober 10:00 Uhr.
Detaillierte Erforschung der räumlichen Bestandsstrukturen, der Prinzipien des Ausstellens vor dem Hintergrund des postkolonialen Museums, der Fragestellung von Architektur als Exponat und der Nachhaltigkeitskonzepte für den Bestand im Kontext der Dekarbonisierung. Nachweis der Forschungen mittels eines durchgehend geführten Logbuchs.Planerische, bildliche, grafische und textliche Umsetzung eines daraus entwickelten Konzepts und Entwurfs in den Maßstäben 1:2.000 bis 1:1. Lagepläne, Grundrisse, Schnitte, Ansichten, Fassadenschnitt, Details, konzeptionelle Prinzipdarstellungen, bildliche Darstellungen, Modelle.