Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, ausgehend von einer kritischen Analyse bestehender räumlicher und sozialer Rahmenbedingungen eine gesellschaftlich relevante Position in Form eines architektonischen Entwurfs an einem konkreten Ort mit einem konkreten Programm zu formulieren.
In Zeiten des Wandels sind der Faktor Zeit und die Möglichkeit zukünftige Veränderungen aufzunehmen die entscheidenden Komponenten in vielen Bauaufgaben. Historische und gegenwärtige Krisen (von Wohnungs- und Materialnot bis zu sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Katastrophen) sind immer wieder Auslöser für technologische Entwicklungssprünge – so auch im Bereich der Vorfabrikation. „Prefab“ stellt den konstruktiven Ankerpunkt dieser Entwerfen-Serie dar. Das grundlegende Verständnis der Charakteristiken unterschiedlicher Vorfabrikationsmethoden, ihrer Materialien, Herstellungsprozesse und Konstruktionssysteme (Beton, Kreuzlagenholz, Lehm) bildet die Basis, von der aus Entwurfskonzepte für die Programme Education, Healthcare und Production an drei Standorten in Wien Hütteldorf entwickelt werden.
Anhand von Referenzprojekten aus den unterschiedlichen Themenbereichen werden erste Überlegungen und Entwurfsexperimente zur Konstruktion entwickelt. Diese übertragen eine Form der Poesie in die Struktur, die wiederum eine Beziehung zum Programm eingeht. Kursübergreifende Workshops und Präsentationen, sowie Werksbesichtigungen in Österreich und Vorträge internationaler ExpertInnen vertiefen die Recherche und fördern die Diskussion.
CONSTRUCTING COOPERATION
Die Herstellung von Gütern, ihre technologische und organisatorische Entwicklung, ist seit jeher ein bestimmender Faktor menschlichen Zusammenlebens. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich Produktion radikal gewandelt: Heute werden Produktionsketten in viele spezialisierte Einzelschritte zerlegt und über den Globus verteilt. Es werden hocheffiziente und -komplexe Systeme geschaffen, deren Fragilität uns aktuell die weltweite Coronakrise mit Lieferengpässen und Grenzstreitigkeiten vor Augen führt. Doch nicht nur in Krisenzeiten spricht vieles für eine Rückkehr der Produktion in die europäischen Städte: Hier finden sich qualifizierte Arbeitskräfte, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Infrastruktur und nicht zuletzt Kunden mit einem gesteigerten Bewusstsein für lokale Produktion.
An einem historischen Industriestandort in Wien Hütteldorf, zwischen Wienfluss, Westbahn, U4-Trasse und Autobahnzubringer gelegen, sollen diese Potentiale der Stadt für die Produktion in architektonischen Entwürfen verdichtet werden. Als neuer Ort des Austauschs und der Innovation treffen hier großflächige Werkstätten für die benachbarte Designakademie mit kleineren Einheiten für spezialisierte Produktionsbe-
triebe zusammen, die auch Raum für temporäres Wohnen bieten können. Welche Möglichkeiten eröffnen vorfabrizierte Bauweisen für die Schaffung von kooperativen Räumen, die sowohl den Anforderungen an Betriebsstätten gerecht werden, als auch differenzierte Atmosphären und Begegnungsmöglichkeiten bieten?
Im Rahmen von Recherche- und Analyseaufgaben sollen spezifische Eigenschaften bestehender Räume untersucht und kritisch diskutiert werden. In weiteren Schritten werden die Studierenden gefordert, die analysierten Zusammenhänge in tragfähige Konzepte in Form individueller Positionen zur Themenstellung zu übersetzen. Auf Basis dieser grundlegenden Entwurfsprinzipien soll mithilfe verschiedener Werkzeuge und Methoden experimentiert werden, um schließlich eine konkrete architektonische Antwort abzuleiten, die einen sowohl programmatischen als auch räumlichen Innovationsgrad aufweist.