In Zeiten des Wandels ist der Faktor Zeit und die Möglichkeit zukünftige Veränderungen aufzunehmen die entscheidende Komponente in vielen Bauaufgaben. Historische und gegenwärtige Krisen (von Wohnungs- und Materialnot bis zu sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Katastrophen) sind immer wieder Auslöser für technologische Entwicklungssprünge – so auch im Bereich der Vorfabrikation. „Prefab“ stellt den konstruktiven Ankerpunkt dieser Entwerfen-Serie dar. Das grundlegende Verständnis der Charakteristiken unterschiedlicher Vorfabrikationsmethoden, ihrer Materialien, Herstellungsprozesse und Konstruktionssysteme (Beton, Kreuzlagenholz, Lehm) bildet die Basis, von der aus Entwurfskonzepte für die Programme Education, Healthcare und Production an drei Standorten in Wien Hütteldorf entwickelt werden.
Anhand von Referenzprojekten aus den unterschiedlichen Themenbereichen werden erste Überlegungen und Entwurfsexperimente zur Konstruktion entwickelt. Diese übertragen eine Form der Poesie in die Struktur, die wiederum eine Beziehung zum Programm eingeht. Kurs-übergreifende Workshops und Präsentationen, sowie Werksbesichtigungen in Österreich und Vorträge internationaler ExpertInnen vertiefen die Recherche und fördern die Diskussion.
ALCHEMY OF THE ACADEMY
Die Kunst-, Design- und Architekturausbildung und ihr Status gemeinsamen und intensiven Lernens durch Austausch und Produzieren wird momentan nicht nur durch die Vermassung der Hochschulbildung, sondern auch der Pandemie bedroht. Trotz dieser Tendenzen, ist die psychologische Rolle der Gemeinschaft in der Entwicklung der Studierenden unverzichtbar. Im breiteren Sinne führt der sich ständig wechselnde, gemeinschaftlich konstruierte und prozesshafte Habitus der Bildung dazu, dass sie nicht an die räumlichen Grenzen eines Schulgebäudes gebunden ist – sie findet überall da statt, wo kultureller und sozialer Austausch ermöglicht wird. Daher wird in diesem Entwerfen eine design academy entwickelt, die diese Grenzen hinterfragt und das Potenzial dieser Typologie auf allen Ebenen ausschöpft.
Das Programm visiert die Auflösung disziplinärer Grenzen zwischen Architektur, Kunst und Design an. Hierzu sollen Projekte entwickelt werden, die dieses Ziel in einer räumlichen Erfahrung manifestieren und die Interdisziplinarität und kreative Interaktion zwischen den diversen Nutzern stimulieren. Anhand von Gestaltungsexperimenten wird untersucht, wie Materialität und Typologie Interdisziplinarität und Austausch in design-orientierten Bildungsräumen beeinflusst. Um diesen Austausch weiter zu untersuchen wird es eine programmatische Kopplung zum Design Studio der “Prefab: Production” geben.
Die Rolle und Grenzen elementarer Komponenten der design academy – Atelier, Bibliothek, Auditorium – werden in Anbetracht der Themen der Vorfertigung intrinsisch hinterfragt und entwickelt. Diese Untersuchungen spannen eine Richtschnur für die Entwicklung der neuen Typologie.
Gestalterische Experimente und umfassende Referenz-Untersuchungen werden die Basis schaffen um zu verstehen wie Bildungsräume entstehen und die Kommunikation nicht nur von Studierenden und Lehrenden, sondern auch mit dem Kontext und der Bevölkerung durch Auflösung traditioneller Grenzen gefördert werden kann.
Im Rahmen von Recherche- und Analyseaufgaben sollen spezifische Eigenschaften bestehender Räume untersucht und kritisch diskutiert werden. In weiteren Schritten werden die Studierenden gefordert, die analysierten Zusammenhänge in tragfähige Konzepte in Form individueller Positionen zur Themenstellung zu übersetzen. Auf Basis dieser grundlegenden Entwurfsprinzipien soll mithilfe verschiedener Werkzeuge und Methoden experimentiert werden, um schließlich eine konkrete architektonische Antwort abzuleiten, die einen sowohl programmatischen als auch räumlichen Innovationsgrad aufweist.