253.F01 Großes Entwerfen Anatomie einer Metropole
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2021S, UE, 8.0h, 10.0EC

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 8.0
  • ECTS: 10.0
  • Typ: UE Übung
  • Format der Abhaltung: Präsenz

Lernergebnisse

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage konzeptuelles und konstruktives Denken, sowie verfeinerte Entwurfs- und Vermittlungswerkzeuge effektiv anzuwenden. Sie besitzen die Fähigkeit verschiedene Aspekte der Architektur und des Hochbaus in unterschiedlichen Maßstäben synchron zu denken. Die Studierende haben die Kompetenz, Entwurfskonzepte zu entwickeln, auszuarbeiten, umfassend darzustellen und schlüssig zu präsentieren.

Inhalt der Lehrveranstaltung

SOMMERENTWERFEN > 9.AUGUST - 25.SEPTEMBER (siehe weitere Infos unten)  

  • Rekonstruktion und Dokumentation von metropolitanen Mehrzweckgebäuden der Wiener Eisenbetonpionierjahre 
  • Erstellung von Publikationsplänen und Strukturmodelle für eine Ausstellung im Ringturm mit dem entsprechenden Katalog 

Das Entwerfen findet im Rahmen des Forschungs- und Publikationsprojekts zum Thema 

ANATOMIE EINER METROPOLE, Die Pionierjahre des Bauens mit Eisenbeton in Wien 1890 – 1914 

Eine integrierte Geschichte von Gesellschaft, Wirtschaft und Technik, von Planungs-und Lebenskultur, Bau- und Stadtgestalt statt.

Die Forschung sieht vor, die übliche Sicht der "Wiener Moderne um 1900" wesentlich zu erweitern, zu aktualisieren bzw. signifikant zu korrigieren.

In der Vergegenwärtigung einer großen Ära der Wiener Baukultur beschränkt sich der Aspekt von Modernität nicht bloß auf Form- oder Stilfragen sowie Ästhetik von Fassaden oder Details. Signifikant ist vielmehr das Phänomen einer in dieser zeitlichen und räumlichen Dichte einmaligen Nutzung zukunftsweisender Bau-Technologie - "Eisenbeton" - zur Schaffung neuer Raum- und Haus-Typologien, die neue Kulturtechniken inkorporieren und verlebendigen. 

Es handelt sich hier z.B. um Dutzende Gebäude im Stadtkern. An ihnen manifestierte sich die nachhaltige Synthese technologischer und kultureller Modernisierung. Es waren durchwegs Pionier-Bauten, konzipiert in der damals brandneuen Eisenbeton-Technik mit den in Wien damals im Eisenbetonbau aufstrebenden, mit ihren Patenten im ganzen Raum der k.u.k. Monarchie und darüberhinaus führenden Firmen.

Mit dem armierten Beton wurde es plötzlich möglich, die tragenden Massen gegenüber dem Ziegelbau stark zu reduzieren. Größere Nutzlasten und Spannweiten konnten mit kleineren Dimensionen bewältigt werden. Die Substanz der Häuser lockerte sich. 

Aus massiven Mauerbauten wurden Gerüste, deren statische Fixierung auf Knotenpunkte in weitmaschigen Netzwerken schrumpfte. So konnten die Grundrisse offener, die Raumfolgen elastischer werden. Und diese Vorteile wurden u.a. dazu genutzt, um auf  den engen, innerstädtischen Parzellen dicht gepackte Überlagerungen verschiedener, neuartiger Nutzungen einzuführen bzw. um im gewerblichen oder infrastrukturellen Bereich für neue Produktionstechniken adäquate Raumgefüge bereitzustellen. 

Entscheidend war auch, dass sich in der Theoriebildung, der Bemessungs-, Bewehrungstechnik und Materialforschung damals eine europaweit führende Wiener Schule des Eisenbetons formierte, die mit dem Wirken von Josef Melan, Friedrich Emperger und Rudolf Saliger, der Technischen Hochschule Wien, dem 1890 gegründeten  Österreichischen Gewölbeausschuß  und dem 1907 konstituierten  Österreichischen Betonverein verbunden ist. 

Es ist das Phänomen des verzögerungsfreien Ineinanderwirkens von Unternehmern, Baufirmen, Bauherrschaften, Architekten, Ingenieuren und Theoretikern "am Puls der Zeit". Sämtliche Komponenten in Forschung/Theorie/Planung/Finanzierung/Realisierung - bis zu den Details auch der Glas-, Metall-, Keramik- oder Holzarbeit - stehen auf der selben, innovativen und nachhaltigen Stufe der Qualität.  (Text: Otto Kapfinger) 

Das Sommerentwerfen beginnt mit einer Seminarwoche in Wien. Die Reise führt in die Pionierjahre des Eisenbetons, mit Begehungen und Besichtigung in unsere Untersuchungsobjekte. Die Bauten werden in ihrer facettenreichen, konstruktiv-gestalterischen Qualitäten analysiert, dokumentiert und anhand von Raumstrukturmodelle freigelegt. Eine einheitliche Aufarbeitung des Planmaterials sowie das Modell sind integrative Bestandteile des Forschungsprojektes und der damit verbundenen Ausstellung

Produktionswerkstätten, die in der Kopplung von Nutzung und Bautechnologie neue Raumstrukturen hervorbringen, stehen in diesem Durchlauf im Fokus. Druckereien, und Verlagshäuser, Schneidersalons und Bautischlereien, Metallverarbeiter und Edelwalzwerke, die sich in Ensembles und Mehrzweckhäuser den Wiener Stadtkörper einfügen. Die Produktions- und Herstellungstechniken werden aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet: Von der Errichtung des Rohbaus über die Anfertigung einzelnen Bauelemente bis zu den Erzeugnissen der für diese Zwecke errichteten Häuser wird die Produktion von Architektur thematisiert. Auch Bauten für Dienstleistungen wie Finanzwesen, Volksbildung, Handel und Freizeit werden über ihre Struktur ihre verblüffende Modernität zum Vorschein bringen. 

Methoden

Das Entwerfen ist als forschungsgeleitete Lehre konzipiert. Präzise Dokumentation und Rekonstruktion anhand von Archivmaterial und Aufnahmen vor Ort, bilden den direkten und unmittelbaren Bezug zur Architektur. Der vielschichtige Planungs- und Herstellungsprozess bietet einen tiefgreifenden Einblick in den architektonischen Entwurfsgedanken und die Ausführung der Bauwerke. Die eigene Entwurfsarbeit misst sich am Bestand. In ihrer genauen Betrachtung, bieten sich die Eisenbetonpionierbauten als Wegbereiter dazu.

Prüfungsmodus

Prüfungsimmanent

Weitere Informationen

Zeitraum: 9.August - 25.September 

Studio im Seminarraum A/B (Über den Sommer steht uns unser Seminarraum durchgehend als Arbeitsplatz zur Verfügung. Unter geltenden Coronaregeln können wir die ganze Woche an der TU arbeiten)

Betreuung als Tischkritik zwei Mal wöchentlich im Seminarraum

Einführung: Mo.9.8.21 um 10:00 im Seminarraum A/B

Seminarwoche Wien: 9.-13. August > Besichtigung von über 20 frühe Eisenbetonbauten u.A. diejenigen, die wir untersuchen und  rekonstruieren werden. 

Die Reise führt nach Wien um 1900 und sie werden die Stadt mit ganz neuen Augen sehen!

Das Entwerfen wird als Workshop durchgeführt und findet im Seminarraum A/B als Studio statt. Der Raum steht uns als Labor, Forschungs- und Arbeitsraum in den Sommermonaten zur Verfügung.

 

Forschungsteam: 

Dr.techn.h.c. Otto Kapfinger 

Dr. Markus Kristan 

Dr. Ursula Prokop

Dipl.Arch. Felix Siegrist

Mag.arch.Prof. Adolph Stiller

Dr. Maria Welzig

Arch.DI Anna Wickenhauser

 

KooperationspartnerInnen:

Forschungsbereich Hochbau und Entwerfen, TU Wien, Univ. Prof. Thomas Hasler / Astrid Staufer

Wien Museum, Dr. Andreas Nierhaus

Institut f. Tragwerksplanung / Betonbau TU, Univ. Prof. Johann Kolleger

 

Vortragende Personen

Institut

Leistungsnachweis

Prüfungsimmanent

LVA-Anmeldung

Von Bis Abmeldung bis
10.05.2021 09:00 04.06.2021 23:59 04.06.2021 23:59

Anmeldemodalitäten

Die Anmeldung erfolgt mit Portfolio an folgende Adresse: 

siegrist@h1arch.tuwien.ac.at

max 10MB

Die Anmeldung ist derzeit manuell gesperrt

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 443 Architektur Gebundenes Wahlfach

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Weitere Informationen

  • Anwesenheitspflicht!

Sprache

Deutsch