- Rekonstruktion und Dokumentation von Wohn- und Geschäftshäusern der Wiener Eisenbetonpionierjahre
- Erstellung von Publikationsplänen und Strukturmodelle für eine Ausstellung im Ringturm mit dem entsprechenden Katalog
- Bauen im Bestand - Eigener Entwurf im Bestand des analysierten Hauses
Das Entwerfen findet im Rahmen des Forschungs- und Publikationsprojekts zum Thema
ANATOMIE EINER METROPOLE, Die Pionierjahre des Bauens mit Eisenbeton in Wien 1890 – 1914
Eine integrierte Geschichte von Gesellschaft, Wirtschaft und Technik, von Planungs-und Lebenskultur, Bau- und Stadtgestalt statt.
Die Forschung sieht vor, die übliche Sicht der "Wiener Moderne um 1900" wesentlich zu erweitern, zu aktualisieren bzw. signifikant zu korrigieren.
In der Vergegenwärtigung einer großen Ära der Wiener Baukultur beschränkt sich der Aspekt von Modernität nicht bloß auf Form- oder Stilfragen sowie Ästhetik von Fassaden oder Details. Signifikant ist vielmehr das Phänomen einer in dieser zeitlichen und räumlichen Dichte einmaligen Nutzung zukunftsweisender Bau-Technologie - "Eisenbeton" - zur Schaffung neuer Raum- und Haus-Typologien, die neue Kulturtechniken inkorporieren und verlebendigen.
Es handelt sich hier z.B. um Dutzende Gebäude im Stadtkern. An ihnen manifestierte sich die nachhaltige Synthese technologischer und kultureller Modernisierung. Es waren durchwegs Pionier-Bauten, konzipiert in der damals brandneuen Eisenbeton-Technik mit den in Wien damals im Eisenbetonbau aufstrebenden, mit ihren Patenten im ganzen Raum der k.u.k. Monarchie und darüberhinaus führenden Firmen.
Mit dem armierten Beton wurde es plötzlich möglich, die tragenden Massen gegenüber dem Ziegelbau stark zu reduzieren. Größere Nutzlasten und Spannweiten konnten mit kleineren Dimensionen bewältigt werden. Die Substanz der Häuser lockerte sich.
Aus massiven Mauerbauten wurden Gerüste, deren statische Fixierung auf Knotenpunkte in weitmaschigen Netzwerken schrumpfte. So konnten die Grundrisse offener, die Raumfolgen elastischer werden. Und diese Vorteile wurden u.a. dazu genutzt, um auf den engen, innerstädtischen Parzellen dicht gepackte Überlagerungen verschiedener, neuartiger Nutzungen einzuführen bzw. um im gewerblichen oder infrastrukturellen Bereich für neue Produktionstechniken adäquate Raumgefüge bereitzustellen.
Entscheidend war auch, dass sich in der Theoriebildung, der Bemessungs-, Bewehrungstechnik und Materialforschung damals eine europaweit führende Wiener Schule des Eisenbetons formierte, die mit dem Wirken von Josef Melan, Friedrich Emperger und Rudolf Saliger, der Technischen Hochschule Wien, dem 1890 gegründeten Österreichischen Gewölbeausschuß und dem 1907 konstituierten Österreichischen Betonverein verbunden ist.
Es ist das Phänomen des verzögerungsfreien Ineinanderwirkens von Unternehmern, Baufirmen, Bauherrschaften, Architekten, Ingenieuren und Theoretikern "am Puls der Zeit". Sämtliche Komponenten in Forschung/Theorie/Planung/Finanzierung/Realisierung - bis zu den Details auch der Glas-, Metall-, Keramik- oder Holzarbeit - stehen auf der selben, innovativen und nachhaltigen Stufe der Qualität. (Text: Otto Kapfinger)
In der ersten Hälfte des Semesters werden die facettenreichen, konstruktiv-gestalterischen Qualitäten dokumentiert und anhand von Raumstrukturmodelle freigelegt. Eine einheitliche Aufarbeitung des Planmaterials sowie das Modell sind integrative Bestandteile des Forschungsprojektes und der damit verbundenen Ausstellung.
Bestens vertraut mit der Anatomie des Gebäudes sieht die zweite Hälfte des Semesters einen Eingriff im Bestand vor, der aus den gewonnenen Erkenntnissen einen angemessenen und respektvollen Umgang damit thematisiert. Das Motto „Ein Umbau ist interessanter als ein Neubau - weil im Grunde alles Umbau ist“, vom Wiener Architekten Hermann Czech in seinem Artikel Alles ist Umbau formuliert und in seinem Werk praktiziert, stellt einen Grundgedanken für die Entwurfsarbeit dar.
Nähere Infos bei der Entwerfenpräsentation am 18.2. im Hörsaal 7 um 14:10-14:15
> Einführung: Mo.2.3.20 um 9 Uhr im Seminarraum A/B
Alle weiteren inhaltlichen und organisatorischen Infos werden bei der Einfühurng mitgeteilt.
Die Entwurfsbesprechungen finden wöchentlich am Montag zwischen 9:00 - 13:00 Uhr im Seminarraum A statt. Für die Entwurfsbesprechungen gilt eine Teilnahmepflicht!
Forschungsteam:
Dr.techn.h.c. Otto Kapfinger
Dr. Markus Kristan
Dr. Ursula Prokop
Dipl.Arch. Felix Siegrist
Mag.arch.Prof. Adolph Stiller
Dr. Maria Welzig
Arch.DI Anna Wickenhauser
KooperationspartnerInnen:
Forschungsbereich Hochbau und Entwerfen, TU Wien, Univ. Prof. Thomas Hasler / Astrid Staufer
Wien Museum, Dr. Andreas Nierhaus
Institut f. Tragwerksplanung / Betonbau TU, Univ. Prof. Johann Kolleger