Making Heimat. Germany, Arrival Country. Foto: Felix Torkar © Deutsches Architekturmuseum
Die aktuelle politische Entwicklung Europas und das Erstarken national geprägter, populistischer Bewegungen und Parteien erfordern die kritische Positionierung jeder und jedes einzelnen von uns. Politik ist keine Wetterlage die kommt und geht, sondern wird als politiká – griechisch für Dinge, die das Gemeinwesen betreffen – jeden Tag neu von uns allen gemacht. Auch Architektur spielt in diesem Sinn keine apolitische Rolle, sondern trägt Verantwortung für die Gestaltung des politischen Klimas.
Aber welche politische Rolle – und zwar jenseits von Parteipolitik – spielen wir als Architekturschaffende wirklich? Wo sind die Betätigungsfelder, in denen Architektur nicht nur eine Frage der Gestaltung, sondern auch der politischen Haltung ist? Die Migrationsfrage hat Europa vor eine bislang nicht gelöste Aufgabe gestellt. Hier die menschenrechtliche Verpflichtung und volkswirtschaftliche Notwendigkeit zur Integration Migrierender, dort das Erstarken von Populisten, die die Komplexität der Thematik als Aufstiegsleiter für den eigenen Erfolg benützen. Integration, so scheint es, ist in einer zunehmend gespalteten Gesellschaft kaum mehr möglich. Dennoch geschieht Integration, vor allem dort, wo das Getöse der Populisten nicht hinreicht. Und es zeigt sich: Integration ist keine Einbahnstraße, sondern betrifft lokale EinwohnerInnen genauso wie neu Hinzugezogene. Beide Gruppen suchen nach Möglichkeiten, in einer gesellschaftlich und wirtschaftlich in Veränderung begriffenen Welt heimisch zu werden.
Bezugnehmend auf "Making Heimat. Germany, Arrival Country", Thema des Deutschen Pavillons der Architekturbiennale 2016 in Venedig, überträgt "Vienna, Arrival City" die Frage nach Strategien für Integration auf den Kontext Wiens. Welchen aktiven Beitrag kann Architektur zur Integration in Wien leisten? An welchen Orten, mit welchen Programmen, und vor allem mit welchen architektonischen Typologien kann Architektur das Zusammenleben von Bevölkerungsgruppen mit und ohne Migrationshintergrund stärken?
"Vienna, Arrival City" zielt auf ein umfassendes Verständnis von Architektur ab, das den Bogen von einer grundsätzlichen Diskussion möglicher gesellschaftspolitischer Aspekte in Architektur und Stadtplanung bis zu einem konkreten architektonischen Projekt spannt. Ziele der Entwurfsübung sind die kritische Reflexion der eigenen Profession im aktuellen politischen Kontext, die Erarbeitung der Thematik "Arrival City", die eigenständige Definition der Entwurfsaufgabe (Bauplatz, Programm, Typologie) und die Erarbeitung eines konkreten architektonischen Entwurfs in Wien.
Kick-off:
Fr., 04.10.2019, 09:00-13:00, Projektraum 14
Exkursion in die Arrival Cities Frankfurt a.M. und Offenbach / 252.593 / 2 ECTS:
14.-15.10.2019
Anreise & Unterkunft individuell zu organisieren
Treffunkt: Mo., 14.10.2019, 09:00 Uhr, Hochschule für Gestaltung Offenbach, Raum 306a. Adresse: Schloßstraße 31, 63065 Offenbach a.M. Wegbeschreibung: Eingang Schloßstrasse 31 (NICHT Schlossplatz), die Treppe hoch bis in den dritten obersten Stock, dann gleich rechts (gegenüber Bibliothek). Anbindung: S1/S2/S8/S9 Haltestelle Offenbach Marktplatz.
Exkursion in die Arrival City Wien:
05.11.2019
Workshop in Wien:
25.-27.11.2019
Gastvortrag Kai Vöckler (Gastkritiker Schlusspräsentation):
30.01.2020, 19:00
Schlusspräsentation mit externen Gästen:
31.01.2020
Im Prozess der eigenständigen Projektentwicklung werden die Studierenden durch zahlreiche Formate wie wöchentliche Feedback-Treffen, Workshops, Gastvorträge und Präsentationen mit GastkritikerInnen unterstützt. Weiters kommen unterschiedliche Formen der Recherche wie Textstudium, Exkursionen und die Recherche von Referenzprojekten zum Einsatz.
Darüber hinaus vernetzt sich "Vienna, Arrival City" mit zahlreichen Akteuren, um die Entwurfsübung in aktuelle Diskurse einzubetten und konkrete Anforderungsprofile für architektonische Projekte in Wien zu erarbeiten. Vernetzungspartner ist zum einen das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main, dessen Ausstellung bzw. Publikation "Making Heimat. Germany, Arrival Country" das theoretische Fundament der Entwurfsübung bildet. Weiters involviert "Vienna, Arrival City" Akteure und Institutionen aus dem Bereich Integration in Wien, die die Studierenden als Feedback-Partner während des Semesters begleiten und als GastkritikerInnen an der Schlusspräsentation teilnehmen.
Das Entwerfen wird in 2er-Teams absolviert, die Ergebnisse des werden am 31.01.2020 präsentiert und gemeinsam mit externen GastkritikerInnen diskutiert. Eine Publikation der Ergebnisse ist in Vorbereitung.