Kicken ohne Grenzen, Wien. © Alois Gstöttner
Thema
Die aktuelle politische Entwicklung Europas, das Erstarken national geprägter, populistischer Bewegungen und Parteien sowie die politische Vereinnahmung des Themas Migration erfordern die kritische Positionierung jeder und jedes einzelnen von uns. Politik ist keine Wetterlage die kommt und geht, sondern wird als politiká – griechisch für Dinge, die das Gemeinwesen betreffen – jeden Tag neu von uns allen gemacht. Auch Architektur spielt in diesem Sinn keine apolitische Rolle, sondern trägt Verantwortung für die Gestaltung des politischen Klimas.
Aber welche politische Rolle – und zwar jenseits von Parteipolitik – spielen wir als Architekturschaffende wirklich? Wo sind die Betätigungsfelder, in denen Architektur nicht nur eine Frage der Gestaltung, sondern auch der politischen Haltung ist?
Die Migrationsfrage hat Europa vor eine bislang nicht gelöste Aufgabe gestellt. Hier die menschenrechtliche Verpflichtung und volkswirtschaftliche Notwendigkeit zur Integration Migrierender, dort das Erstarken von Populisten, die die Komplexität der Thematik als Aufstiegsleiter für den eigenen Erfolg benützen. Integration, so scheint es, ist in einer zunehmend gespalteten Gesellschaft kaum mehr möglich.
Dennoch passiert Integration, vor allem dort, wo das Getöse der Populisten nicht hinreicht. Und es zeigt sich: Integration ist keine Einbahnstraße, sondern betrifft lokale EinwohnerInnen genauso wie neu Hinzugezogene. Denn beide Gruppen suchen nach Möglichkeiten, in einer gesellschaftlich und wirtschaftlich in Veränderung begriffenen Welt heimisch zu werden.
Bezugnehmend auf "Making Heimat. Germany, Arrival Country", Thema des Deutschen Pavillons der Architekturbiennale 2016 in Venedig, überträgt "Vienna, Arrival City" die Frage nach Strategien für Integration auf den Kontext Wiens. Welchen aktiven Beitrag kann Architektur zur Integration in Wien leisten? An welchen Orten, mit welchen Programmen, und vor allem mit welchen architektonischen Typologien kann Architektur das Zusammenleben von Bevölkerungsgruppen mit und ohne Migrationshintergrund stärken?
Ziele
Ziele des Großen Entwerfens sind die kritische Reflexion der eigenen Profession im aktuellen politischen Kontext, die Erarbeitung der Thematik, die eigenständige Formulierung der Aufgabenstellung sowie die Ausarbeitung eines konkreten architektonischen Entwurfs in Wien. Das Entwerfen wird in 2er-Teams absolviert, die Ergebnisse des werden Anfang Juli 2019 präsentiert und gemeinsam mit externen GastkritikerInnen diskutiert, eine Publikation der Ergebnisse ist angedacht.
Einführungsveranstaltung
Di., 12.03.2019, 09:00-11:00, Projektraum 2