Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!
Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre
Forzini: Ma veramente ti sei venduto l'anima al diavolo per due terreni ad Ostia?
Cinaglia: Il diavolo c'ha pure la tua.
Forzini: Aber hast du wirklich deine Seele für zwei Gründe in Ostia an den Teufel verkauft?
Cinaglia: Der Teufel hat auch dich...
Suburra, Daniele Cesarano and Barbara Petronio
Seit langem dient Italien Architektur- Kunst- und Literaturschaffenden als eine Folie vor der die eigene künstlerische Praxis stattfindet. Italien, das ist der ewige Ort der Antike, der Geburtsraum der Renaissance, das Land in dem die Zitronen blühen – später das Territorium der Clans der organisierten Kriminalität, das Land in dem die Verschränkung von Medien und Politik eine gänzlich neue Dimension erlangten, das Land der Baukorruption, von mehr als 2 Millionen illegal errichteter Bauten. Italien ist zugleich aber auch ein Land, in dem sich die Mechanismen einer Modernisierung abbilden, wie in kaum einem anderen Land Europas: einer relativ späten Industrialisierung folgte eine rapide Technisierung der Lebens- und Arbeitswelt und ein rascher Umbau nahezu sämtlicher Lebensbereiche, der sich vor allem in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts vollzog, der sich im Alltag der Stadt niederschlug und der auch in Architektur und Raum seinen Spuren hinterließ.
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart Italiens fand und findet in vielfältiger Art und Weise Eingang in die künstlerische Produktion. Die Lehrveranstaltung bietet einen Blick durch verschiedene Medien auf diese Räume mit dem Ziel einer kulturtheoretischen Annäherung an das heutige Italien. Sie begibt sich – mit einer Einführung in das Thema durch Michael Obrist und Beiträgen von Martin und Werner Feiersinger sowie von Lotte Schreiber – auf eine architekonische, filmische und künstlerische Spurensuche in einer Archäologie der Gegenwart.
Martin Feiersingerbetreibt seit 1989 ein eigenes Architekturbüro in Wien und realisierte seitdem ein breit gefächertes Werk, in dem sich Wohnhausanlagen ebenso wie Privathäuser, städtebauliche Konzepte wie auch Umbauprojekte bis hin zu Folies und Ausstellungsgestaltungen finden.
Werner Feiersinger ist Bildhauer und Fotograf. In seinen Werken verbindet er Wissen über Kunst-, Design- und Architekturgeschichte mit einer lakonisch-reduzierten Formensprache.
Gemeinsam erstellten die beiden von 2004 bis 2015 die Bestandsaufnahme „Italomodern“ zur Nachkriegsarchitektur zwischen 1946 und 1976 in Norditalien.
Lotte Schreiber ist Filmemacherin und Künstlerin. Ihre Arbeiten wurden auf zahlreichen internationalen Festivals sowie in Galerien gezeigt. Mehrere Auszeichnungen und Preise, u. a. „Outstanding Artist Award“ Avantgardefilm, Bmukk, Award for Best Short Film beim Edinburgh International Filmfestival sowie den Diagonale-Preis für Innovatives Kino 2015 (mit S. Pirker). In ihrer Arbeit, etwa in den Filmen Sabaudia (2018), Borgate (2008), I. E. [site 01-isole eolie] (2004) und Quadro (2002) thematisiert und verhandelt Lotte Schreiber immer wieder auch Räume Italiens.
09.04.2019, 16-18.00 Uhr, Ort: EI10, Michael Obrist
07.05.2019, 16-18.00 Uhr, Ort: EI10, Werner Feiersinger
14.05.2019, 16-18.00 Uhr, Ort: EI10, Martin Feiersinger
21.05.2019, 16-18.00 Uhr, Ort: EI10, Martin Feiersinger
28.05.2019, 16-18.00 Uhr, Ort: EI10, Lotte Schreiber
04.06.2019, 16-18.00 Uhr, Ort: EI10, Lotte Schreiber
18.06.2019, 16-18.00 Uhr, Ort: EI10, Lotte Schreiber