China, Hongkong, Singapur und Taiwan haben die gleichen ethnischen Wurzeln, doch gleichzeitig im letzten Jahrhundert eine divergente Entwicklung erfahren: China vollzog den Wandel vom Kaiserreich zu einer kommunistischen Volksrepublik von Planwirtschaft zu einer marktbeherrschenden Supermacht. Hongkong und Singapur waren beides britische Kronkolonien, doch im Gegensatz zum sino-britischen Hongkong war Singapur immer schon ein zu einer gewissen Unabhängigkeit neigender kultureller Schmelztiegel. Taiwan, lange Randbereich der chinesischen Einflussspähre, erlebte nach Holländern und Spanier, eine lange japanische Kolonialzeit, die bis heute - als Zufluchtsort der Republik China ein Relikt des kalten Krieges - nachwirkt.
Diese turbulenten Entwicklungen wirken sich selbstverständlich auch auf die Baukultur aus und machen diesen Raum zu einem der interessantesten und lebendigsten der Welt. China ist für seinen atemberaubende Entwicklung - artikuliert durch Megastädte und Großbaustellen von Prestigebauten - und als Spielwiese der Architekten - bekannt. Hongkong ist einer der dichtesten städtischen Agglomerationen der Welt und wo britischer Einfluss auf topographische Beschränkung trifft, während Singapur - viel weiter südlich und tropisch - durch die üppige Vegetation und Offenheit für Innovation auffällt. Auf Taiwan leben auf einer Fläche, kaum halb so groß wie Österreich, 23 Millionen Menschen, viele ursprünglich aus den verschiedensten Teilen Chinas - zusammen mit über 200 3000er-Gipfeln - und auch das wirkt sich auf das Bauen aus.
Unsere gebaute Umwelt ist ein Ausdruck gesellschaftlichen Wollens: Wie wollen wir leben und zusammenleben? Wie wohnen, wie arbeiten? Wie organisieren wir uns Gemeinschaft, als Stadt Wer sind die Beteiligten am Bauprozess? Mit welchen Mitteln, Materialien und Bauweisen wird gebaut? Welche Entwurfsmaximen gibt es?
Alle diese Fakoren zusammen ergeben die Baukultur: Eine Exkursion wird uns die eingehende Beschäftigung mit dieser Fragen und den tiefergreifenden Gründen hinter den durch das Bauen manifestierten gesellschaftlichen Grundsätzen ermöglichen um ein schärferes Bild für unsere eigene Auseinandersetzung mit Architektur in Mitteleuropa zu gewinnen.
Das Entwerfen ist mit einer Exkursion verbunden (253.397 EX Exkursion HB2), die in den beiden letzten Aprilwochen und der ersten Maiwoche stattfindet. Die Reise führt nach Singapur, Hongkong, Guangdong und Taiwan. Es sind etwa 100 Sights geplant. Kosten: 2150.- inkl. Flüge, Busse, Züge und Unterkunft. Exkl. Verpflegung, U-Bahn.
Es wird zunächst eine intenstive analytische Vorbereitungsphase stattfinden. In dieser werden Grundlagenthemen in Gruppen aufbereitet, sowie in Einzelarbeit Case Studies analysiert. Wir werden dabei europäische und asiatische Beispiele untersuchen und dabei in komparativer Weise bereits erworbenes Wissen mit neuen Kenntnissen erweitert werden. In dieser Phase werden auch Studien vorbereitet, die dann vor Ort durchgeführt werden. Das Entwurfsthema selbst ist nicht typologisch determiniert, sondern basiert auf de. Bei der Abgabe wird daher aus einem schriftlich-analytischer Teil zusätzlich zum Entwurf bestehen. Der Entwurf wird mit dem Betreuer erarbeitet, es werden Grundrisse, Schnitte, Ansichten, räummliche Darstellungen sowie Fassadenschnitte und Details verlangt. Der Maßstab wird mit dem Betreuer festgelegt.