Was bedeutet konstruktives Entwerfen heute?
Im zeitgenössischen Architekturdiskurs zeichnet sich ein Wandel der erkenntnistheoretischen Paradigmen ab. Unsere Beschäftigung mit ausdrucksvollen Konstruktionen und einprägsamen Raumatmosphären erhält eine Erweiterung ihrer Grundlagen. So wird der Fokus auf das architektonische Objekt um eine intensivierte Auseinandersetzung mit den raumbildenden Prozessen ergänzt. Komplexität, Mehrdeutigkeit und Hybridität sind Schlüsselbegriffe dieser Annäherung. Sinnfällige konstruktive Konzepte sind nur möglich, wenn sich gestalterisches und ökologisches Bewusstsein gegenseitig befruchten und ergänzen.
Was könnte das Wesen intelligenten, schönen Bauens in Zeiten der Klimakrise sein? Wie können Überlegungen zu Ökologie, Ressourcenverbrauch und Stoffkreisläufen in ein zeitgenössisches architektonisches Denken integriert werden? Ein intelligenter und undogmatischer Zugang zu den unterschiedlichen, beim Bauen zum Einsatz kommenden Materialien ist Voraussetzung für die Entwicklung einer Haltung, die Widersprüche nicht ausschließt, sondern bewusst in das Entwerfen und Gestalten integriert. Die kompositorische Qualität hybrider Konstruktionen liegt in einem Ressourceneinsatz in dem jedes Material das leistet, was es am besten kann.
Die Organisation des zwei Semester dauernden Diplomprojekts folgt einem zweiteilig aufbauenden Prinzip. Den ersten Teil stellt eine wissenschaftliche theoretische Arbeit dar, hierauf folgt die Bearbeitung einer konkreten Bauaufgabe. In beiden Abschnitten werden die Techniken des synchronen Entwerfens angewendet: Text, Modell und Zeichnung sind unsere Forschungs- und Entwurfswerkzeuge. Die Themen werden gemeinsam mit den BetreuerInnen formuliert und orientieren sich an den Forschungszielen der Plattform Hybride.
Als Ziel für die theoretische Arbeit sollen benennbare und schlüssige Erkenntnisse als „persönliche Thesen“ formuliert werden, diese werden in der Projektarbeit ausprobiert und angewendet. Das Kriterium für die Themenwahl ist somit das Potential, in der vertieften Auseinandersetzung einen räumlich konstruktiven Erkenntnisgewinn zu erlangen.
Alle zwei Wochen werden die Arbeitsfortschritte in der Gruppe besprochen und diskutiert. Ziel ist ein kontinuierlicher Diskursaufbau innerhalb der Forschungsgruppe. Das Interesse an einer aktiven und engagierten Beteiligung an den Diskussionen ist Voraussetzung für alle Kursteilnehmer*innen. Astrid Staufer begleitet die Projekte in regelmäßiger Teilnahme an den Besprechungen.