Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, sich entwerferisch mit historischen Bauten auseinanderzusetzen, denn jede Entwurfsarbeit am denkmalgeschützten Objekt beansprucht spezifische Kenntnisse und erfordert dem Bestand angemessene Strategien. Die Übung bietet den Studierenden die Gelegenheit, sich mit den vielfältigen Erfordernissen zu befassen, denen man beim Erhalten, Restaurieren, Sanieren und Verwalten eines Denkmals oder bei Eingriffen in ein denkmalgeschütztes Ensemble gerecht werden muss.
Spinnmühle - Evan Evans
Der englische Maschinenbauer Evan Evans kam 1801 nach Sachsen, etablierte sich in darauffolgenden Jahren zum führenden Textilmaschinenbau-Spezialisten des Kurfürstentums und belieferte viele Spinnmühlen dieser Region mit der nötigen Maschinentechnik. Aufgrund seines Erfolgs und der hohen Nachfrage nach neuen Spinnereien beschloss er seine eigene Fabrik zu gründen und ließ 1812-15 in Siebenhöfen bei Geyer ein Bauwerk nach den Plänen des Baumeisters Johann Traugott Lohse (1760 - 1836) errichten. Das neue Gebäude hatte einen T-förmigen Grundriss mit zwei Trakten und fünf Hauptgeschossen, die an den Ecken des Bauwerks von Kolossalsäulen umfasst wurden. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes war sein voluminöses, dreigeschossiges Mansardendach.
Nach einem Brand im Jahr 1896 musste das Gebäude zurückgebaut werden: Das markante Dach sowie ein Trakt wurden abgetragen und der Grundriss der Spinnmühle nahm die Form eines Rechtecks ein. Infolge dieser Änderungen verlor das Bauwerk seine ursprüngliche Nutzung und wurde überwiegend als Lager verwendet. Dies bedingte in den 1970er-Jahren den Anbau eines zusätzlichen Stiegenhauses mit einer Laderampe und einem Lastenaufzug.
Im Jahr 1990 verlor die Spinnerei Evan Evans ihre letzte Nutzung und wurde bis zu ihrer Versteigerung dem Verfall überlassen. Derzeit befindet sich das denkmalgeschützte Gebäude in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Die neuen Besitzer der ehemaligen Fabrik suchen daher nach neuen Nutzungen, um dieses Bauwerk weiterhin als eines der wichtigsten Zeugnisse der industriellen und kulturellen Geschichte Sachsens erhalten zu können. Dies ist die zentrale Aufgabe unserer Entwurfsübung im Sommersemester 2023. Eine denkmalpflegerisch verträgliche und nachhaltige Umnutzung des Bestands, kluge bauliche Ergänzungen sowie eine überlegte Umgestaltung der Außenanlage sollen dies ermöglichen.
Preisgeld: Die neuen Besitzer der historischen Spinnmühle möchten die besten drei Projekte mit einem Preisgeld auszeichnen. Die Gesamtsumme der Prämie beträgt 1500,- Euro.
Exkursion: Eine Exkursion vom 30. März bis 05. April ins Erzgebirge, Sachsen wird uns das Arbeiten am Objekt ermöglichen. Anreise am 30.03.2023, Abreise am 05.04.2023; Unterkunft in der Region. Vorgesehen sind zusätzliche Exkursionen und Besichtigungen. Der Exkursionsbeitrag beträgt ca. € 300,- und beinhaltet Kosten für die Unterkunft sowie für die Exkursionen. Die An- und Abreise ist von den Studierenden selbst zu organisieren und zu begleichen.
Einführung: Donnerstag, 09.03.2023, 10:00 Uhr; Seminarraum 257
Korrekturtermine: jeweils Donnerstag 9:00 - 14:00, Seminarraum 257 oder online
Anmeldung über den Bewerbungspool im TISS.
Anmeldemodalitäten: Motivationsschreiben (ca. halbe DIN A4 Seite) und ein Motivationsschreiben im TISS oder per E-Mail an dimitri.loos@tuwien.ac.at
Die Lehrveranstaltung erfolgt gekoppelt mit der LVA 251.811
