Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, eine wissenschaftliche Arbeit selbstständig zu organisieren, eigenständig zu einem Thema zu recherchieren und ihre Forschungsergebnisse schriftlich und mündlich zu präsentieren.
Ziele der Lehrveranstaltung
Die Ziele der Lehrveranstaltung sind das Verfassen und Präsentieren einer theoretischen Arbeit: Nach einer Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und der Vorstellung grundlegender methodischer Arbeitsweisen werden Sie in der Lage sein, einen wissenschaftlichen Text abzufassen und Ihre Forschungsergebnisse für die schriftliche und mündliche Präsentation aufzubereiten. Sie erhalten Hilfestellung bei der methodischen und inhaltlichen Strukturierung des zu behandelnden Themas und Anleitung im Umgang mit Bibliotheken, Datenbanken und Archiven.
Unser Ziel ist es ferner, über die Einübung eines wissenschaftlich korrekten Vorgehens von der Recherche bis zu einem Forschungsergebnis hinaus, uns anhand des besprochenen Bildmaterials in die Lage zu versetzen, die eigenen Architekturfotografien (bzw. Architekturdarstellungen im weitesten Sinn) um das Beobachtete anzureichern – zukünftige eigene Arbeiten also basierend auf bewussten Entscheidungen hinsichtlich Standort, Perspektive, Bildausschnitt, Technik, Komposition etc. anzufertigen.
Anhand eines jährlich wechselnden Themenschwerpunktes aus dem Bereich der Kunst- und Architekturgeschichte sollen die Studierenden wissenschaftliche Texte inklusive einer abschließenden Seminararbeit verfassen. Im Rahmen des Seminars werden grundlegende wissenschaftliche Arbeitsweisen und Ansätze zur methodischen und inhaltlichen Strukturierung der Arbeit vermittelt.
Building HERstory. Frauenbilder und Kunst und Architektur
Raum und Geschlecht sind unauflöslich miteinander verbunden. Einerseits nehmen wir Räume aufgrund von kulturell geprägten Geschlechterrollen unterschiedlich wahr; Frauen erfahren etwa den nächtlichen Heimweg durch eine schlecht beleuchtete Gasse oftmals ganz anders als Männer. Andererseits – und damit oftmals verbunden – verändern Räume wiederum unsere Wahrnehmung, wenn sie unsere Geschlechtszugehörigkeit antizipieren und bewusst ansprechen; so wird in der gegenwärtigen Debatte um Geschlechteridentitäten beispielsweise stets betont, dass öffentliche Toiletten auch als geschlechtsspezifische Rückzugs- und Schutzräume wirken. Gesamtgesellschaftlich, aber speziell auch architekturhistorisch ist es entsprechend prekär, dass für die bauliche Gestaltung, Organisation und Zuweisung von Raum bis weit in die westliche Moderne hinein praktisch ausschließlich (weiße) Männer verantwortlich waren.
Im Wahlseminar Projekt Kunstgeschichte wollen wir in diesem Sommersemester darum gezielt aus feministischer Perspektive danach fragen, wo und auf welche Weise Frauen seit dem späten 19. Jahrhundert dennoch raumbezogene Handlungsmacht entfalten konnten. Welche Frauenbilder waren hierfür bestimmend und inwiefern haben sich diese historisch gewandelt? Dabei nehmen wir insbesondere architektonische Räume in den Blick, aber auch soziale, institutionelle und intellektuelle. Denn immerhin war es selbst im 20. Jahrhundert noch lange Zeit Männern vorbehalten, im öffentlichen Raum sichtbar zu agieren, während Frauen der häuslich-privaten Sphäre zugeordnet waren. Frauen blieb nicht lediglich der Zugang zu akademischer Ausbildung verwehrt, sondern auch zu einer Vielzahl von Räumen, da Lokale und Nachtclubs (mit Ausnahme von Kokotten) zunächst nur in Begleitung von Männern betreten werden durften. Eine feministische Architekturgeschichte ist also zwangsläufig auch immer eine Geschichte weiblicher Aneignung von gesellschaftlichem Raum.
Unser Fokus liegt also auf der Nahtstelle, über die sich Architektur-, Kunst- und Sozialgeschichte im langen 20. Jahrhundert berühren. Ganz konkret bedeutet das einen doppelten inhaltlichen Schwerpunkt: Zum einen möchten wir uns gemeinsam Pionierinnen der Architektur von Louise Blanchard Bethune und Margarete Schütte-Lihotzky über Denise Scott Brown bis Zaha Hadid und Kazuyo Sejima widmen. Hier interessiert uns beispielsweise, wie es um die Personenkonstellationen innerhalb der Büros bestellt war, und mit welchen ihrer Entwürfe die Architektinnen assoziiert werden. Zum anderen möchten wir uns aber auch mit Kunstwerken etwa von Valie Export, Judy Chicago und Sylvie Fleury auseinandersetzen, anhand derer sich nachvollziehen lässt, wie Frauen auf vormals männlich konnotierte Räume Anspruch erhoben haben. Der Begriff „Building“ im Seminartitel ist also ebenso auf architektonisch wie künstlerisch tätige Frauen gerichtet, die sich Raum selbstbewusst angeeignet haben, wie auf die Erschwernisse, die vielen von ihnen ein emanzipiertes Frauenbild verunmöglicht haben. Zuletzt rekurriert der Begriff metaphorisch aber auch auf die kunst- und architekturhistorische Bauarbeit an ihrer allmählichen rückwirkenden Sichtbarmachung, zu der wir gemeinsam beitragen wollen.
Im Zuge des Wahlseminars erarbeiten wir eine Plakatausstellung, die am 14. und 15. Juni begleitend zur Tagung „Why Have There Been No Great Women Architects? Feminist Perspectives on Gendered Spaces in Modern Architecture and Art History“ an der TU Wien präsentiert werden soll. Kontaktieren Sie für Rückfragen gerne die Dozierenden theresa.knosp@tuwien.ac.at und thomas.moser@tuwien.ac.at
Termine
Mittwochs, 14-17 Uhr
Argentinierstraße 8
Mi. 06. März 2023 14:00-17:00 Uhr (Einführung + Themenvergabe)
Mi. 20. März 2023 14:00-17:00 Uhr (Leitfaden wissenschaftliches Arbeiten + Plakatgestaltung)
Mi. 10. April 2023 14:00-17:00 Uhr (Referate I)
Mi. 17. April 2023 14:00-17:00 Uhr (Referate II)
Mi. 24. April 2023 14:00-17:00 Uhr (Referate III)
Mi. 08. Mai 2023 14:00-17:00 Uhr (Referate IV)
Mi. 22. Mai 2023 14:00-17:00 Uhr (Exkursion Frauen-Werk-Stadt)
Mi. 29. Mai 2023 14:00-17:00 Uhr (Plakatbesprechung I)
Mi. 05. Juni 2023 14:00-17:00 Uhr (Plakatbesprechung II)
Mi. 12. Juni 2023 14:00-17:00 Uhr (Vorbereitung Tagung + Ausstellung)
Fr./Sa. 14./15. Juni 2023 ganztägig (Tagung + Ausstellung)
Mi. 19. Juni 2023 13:00-15:00 Uhr (Abschlusssitzung)
Jede*r Teilnehmer*in recherchiert zu einem eigenen Thema und erstellt als Endabgabe des Seminars ein Poster, das begleitend zur Tagung „Why Have There Been No Great Women Architects? Feminist Perspectives on Gendered Spaces in Modern Architecture and Art History“ am 14. und 15 Juni an der TU Wien bzw. im Az W präsentiert werden soll. Von den Teilnehmer*innen sind während der Themeneinheiten im Seminarraum Referate zu halten und Handouts auszuarbeiten, die rechtzeitig vor dem jeweiligen Referat über TUWEL hochzuladen sind.
Die Anwesenheit während der gesamten Lehrveranstaltung ist verpflichtend. Bei Abwesenheit ist ein entsprechender Nachweis zu erbringen (z.B. Krankmeldung). Die Anwesenheit bei der Auftaktveranstaltung ist obligatorisch. Bei Nichtteilnahme wird der Seminarplatz weitervergeben.
In die Benotung der Leistung fließen folgende Kriterien mit ein:
- Anwesenheit und aktive Mitarbeit bei den Seminareinheiten
- Nachweisliche Erfüllung der Lektüre- und Hausaufgaben
- Mündliches Referat
- Erstellung eines Posters für die Ausstellung während und Anwesenheit auf der Tagung