Wiener Moderne international – Export & Experiment in der Architektur der Jahrhundertwende
Im diesjährigen Modul „Architektur- und Kunstgeschichte“ stellen wir die Frage nach der Internationalität der Architektur der Jahrhundertwende in Wien.
Um 1900 zog es viele angehende Architekten der multikulturellen Habsburgermonarchie nach Wien, um an der Technischen Hochschule, an der Akademie der bildenden Künste oder an der Kunstgewerbeschule zu studieren. Mit ihren vielfältigen kulturellen Identitäten beeinflussten die aus den verschiedensten europäischen Ländern stammenden Studierenden die Architektur der Wiener Moderne nachhaltig. In entgegengesetzter Richtung exportierten sie diese „Wiener Moderne“ anschließend innerhalb der Donaumonarchie und darüber hinaus. Die Innovationen auf dem Gebiet der Architektur vollzogen sich vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Wandels, der Wien um 1900 erfasste. Angetrieben wurden diese Entwicklungen durch die Secession, die den Kontakt zur zeitgenössischen Architektur- und Kunstszene in Frankreich, Belgien, England oder Schottland suchte und die neuesten Strömungen der Avantgarde in ihren Ausstellungen propagierte. Ihr gegenüber standen sowohl konservative, noch dem Historismus verpflichtete Positionen als auch etwa Adolf Loos, dessen progressive Ansätze wiederum stark durch die Entwicklungen in den USA geprägt wurden. Wien wurde so zum architektonischen Experimentierfeld und gleichermaßen zur Drehscheibe globaler Austauschprozesse.
Im Rahmen des Moduls wollen wir die vielfältigen internationalen Einflüsse, die von den Architekten rezipiert und verarbeitet wurden, analysieren. Umgekehrt stellt sich auch die Frage, inwiefern die Architektur der Wiener Moderne in andere Länder exportiert und in nationalen Bauwerken verarbeitet wurde.
Im Seminar „Vertiefung Architekturgeschichte“ analysieren wir gemeinsam mit den Studierenden ausgewählte Bauten von Otto Wagner, Josef Maria Olbrich, Josef Hoffmann, Adolf Loos, Josef Plečnik, Max Fabiani u. a., in denen sich verschiedenste internationale Einflüsse in gestalterischer und typologischer Hinsicht sowie technische Neuerungen manifestierten. Studierende halten ein Referat über ein Bauwerk, entweder im Rahmen kleinerer Exkursionen in Wien, auf einem Tagesausflug nach Budapest (Bauten von Ödön Lechner u. a.) oder im Seminarraum, beteiligen sich an Diskussionen und verfassen eine Seminararbeit zu ihrem Thema.
Die Lehrveranstaltung „Projektseminar und Seminarwerkstatt“ ist auf das Vertiefungsseminar abgestimmt und soll den Modul-Teilnehmer*innen durch das gemeinsame Erarbeiten von Hintergrundwissen eine thematische Vertiefung ermöglichen und ein Forum für gemeinsame Diskussionen zum Modulthema aber auch zur eigenen Seminararbeit darstellen. Die Studierenden entwickeln ihre Fähigkeiten zur kritischen Analyse historischer Bauten und Quellen durch gemeinsame Lektüre-Diskussionen und Exkursionen. Geplant ist es, abschließend die Ergebnisse der Arbeiten des „Vertiefungsseminars" zu einem Kurzbeitrag für eine angedachte Publikation zu verdichten, wobei die Studierenden unterstützt und begleitet werden.
Durch den begleitenden Kurs „Methodologie und Terminologie“ werden die Studierenden auf die im Vertiefungsseminar zu haltenden Referate und die zu verfassenden Seminararbeiten vorbereitet. Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind sie in der Lage, grundlegende wissenschaftliche Arbeitsweisen, Methoden und Grundbegriffe des Faches Kunstgeschichte kritisch zu hinterfragen und selbstständig anzuwenden.
In der zugehörigen Ringvorlesung „Aktuelle Tendenzen in der Architektur“ werden durch Vorträge von Fachleuten benachbarter Disziplinen – in Theorie und Praxis relevante – zeitgenössische Aspekte, denkmalpflegerische Fragen und aktuelle Forschungsfelder behandelt.
Ergänzt wird das Modul durch eine Exkursion nach Ljubljana und Triest (freiwillig). Für diese Lehrveranstaltung erhalten die Teilnehmer*innen ein zusätzliches Zeugnis (251.781: Exkursion Architektur- und Kunstgeschichte, 2 ETCS). Einzelne Referate zu Bauten von Plečnik oder Fabiani könnten auch auf dieser Exkursion gehalten werden.
Die Lehrveranstaltungen des Moduls Architektur- und Kunstgeschichte finden in Präsenz statt.
Die Anwesenheit bei der Auftaktveranstaltung des Moduls am Mittwoch, den 05.10.2022, 10:00–12:00 Uhr, [SEM 257, Karlsplatz 13 / Stiege 3 / 2. OG.], ist Voraussetzung für die weitere Teilnahme am Modul.
Die Anmeldung zum Modul wird zentral vom Dekanat eingerichtet, bitte beachten Sie die im TISS angegebenen Termine für die Anmeldung und Zuteilung.
Die Termine und Modalitäten der einzelnen Lehrveranstaltungen des Moduls entnehmen Sie bitte den jeweiligen TISS-Einträgen.