Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, einen sensiblen Zugang zum Wiederaufbau nach Katastrophen zu entwickeln, sie kennen verschiedenste Wiederaufbaukonzepte und haben selbst ein solches erarbeitet. Durch den komprimierten Zeitrahmen der Lehrveranstaltung, der das rasche Handeln bei Naturkatastrophen widerspiegelt, bekommen die Studierenden ein Stück weit das Gefühl davon, wie sich „Wiederaufbau-Architektur“ in der Praxis anspürt. Der Austausch mit der pakistanischen University of Lahore (UoL), an der Entwurfsübungen die sich mit den Auswirkungen von Naturkatastrophen beschäftigen schon seit vielen Jahren fixer Bestandteil des Lehrplans sind, vermittelt hier entsprechend wertvolles Wissen. Zudem werden die Studierenden Einblick in Lehrmethoden dieser südasiatischen Universität bekommen.
Pakistan ist eines jener Länder, das am stärksten von den Auswirkungen der globalen Klimaveränderungen betroffen sind, gleichzeitig sind die Bewohner:innen nur für 0,6 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Im Sommer 2022 haben außergewöhnlich starke Monsunregenfälle ein Drittel der Landesfläche überschwemmt, als Folge mussten 33 Millionen Menschen ihre Häuser verlassen. Mehr als zehn Millionen Familien kämpfen auch ein Jahr nach den verheerenden Überschwemmungen immer noch Tag für Tag ums Überleben. Besonders betroffen war die relativ stark bevölkerte Provinz Sindh im Südosten des Landes.
Yasmeen Lari, Gründerin der Heritage Foundation Pakistan und erste Architektin Pakistans, hat sich diesen Herausforderungen angenommen und ein System entwickelt, das nach einer Naturkatastrophe sehr rasch wieder Wohnraum für die Betroffenen schafft. Dieses oktogonale Gebäude aus einem tragenden Bambusgerüst, mit einer Lehm-Kalk-Mischung verputzt, kann innerhalb weniger Stunden aufgebaut werden und bietet Unterkunft für eine gesamte Familie.
Von März bis August 2023 war der mittlerweile 82-jährigen Architektin eine eigene Ausstellung im Architekturzentrum Wien gewidmet, die auch diese Bauten zum Thema hatte. Im Rahmen dieser Ausstellung ist die Zusammenarbeit mit der TU Wien entstanden. Eine Gruppe Studierender ist im November/Dezember 2022 nach Pakistan gereist um dort gemeinsam mit Architekturstudierenden der University of Lahore (UoL) einige Tage in Pono Village zu verbringen. In diesem 100 EinwohnerInnen zählenden Dorf wurden nach der Flutkatastrophe mehrere dieser Bambus-Lehm-Kalk-Bauten von Yasmeen Lari aufgebaut. Bei ihrem Aufenthalt haben sich die Studierenden zum einen mit dieser Bauweise und den Materialien beschäftigt, insbesondere haben sie sich aber der Forschung gewidmet, indem sie ausführliche Interviews mit den BewohnerInnen geführt, die bestehenden, traditionellen Bauweisen analysiert und das Dorf vermessen haben.
Die Kooperation mit der University of Lahore wird im Rahmen dieses Stegreifentwerfens fortgesetzt. Ziel ist es, das Konzept von Yasmeen Lari in der Theorie weiterzuentwickeln oder auch gänzlich neue Ansätze zu designen, die dem Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe dienlich sind. Als Ort wird exemplarisch das pakistanische Pono Village, in der Nähe von Mirpur Khas gelegen, herangezogen. Die Studierenden der UoL und die Studierenden der TU Wien arbeiten parallel an dieser Aufgabe und tauschen sich regelmäßig via Zoom-Call über ihre Entwurfsfortschritte und -methoden aus.
Die Lehrveranstaltung wird geblockt und zum Teil in englischer Sprache abgehalten – gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung für die Teilnahme.
In Workshops – jeweils vormittags – werden gleichzeitig an der University of Lahore und der TU Wien Desaster-Architektur-Entwürfe erarbeitet bzw. bestehende Konzepte weiterentwickelt. Zentraler Inhalt der Lehrveranstaltung ist der permanente Austausch mit den Architekturstudierenden der University of Lahore (in Englisch, via Zoom), bei dem die eigenen Entwurfsfortschritte und insbesondere die angewendeten Methoden gezeigt und diskutiert werden. Dieser gegenseitige Austausch ermöglicht es zum einen, neue Zugänge der Architekturproduktion kennenzulernen und andererseits durch diesen Blick nach Pakistan die eigenen Entwurfsansätze zu reflektieren und neu zu bewerten.
Die Lehrveranstaltung findet an folgenden Terminen statt:
Tue, 31 Oct, 10am to 1pm: Introduction (Seminarraum, Gußhausstraße 28, 1. Stock)
Mon, 6 Nov, 9am to 2pm: Workshop (Seminarraum, Gußhausstraße 28, 1. Stock)
Tue, 7 Nov, 9am to 2pm: Workshop (Seminarraum, Gußhausstraße 28, 1. Stock)
Wed, 8 Nov, 9am to 2pm: Workshop (Seminarraum AE U1 - 2 -ARCH)
Thu, 9 Nov, 9am to 2pm: Workshop (Seminarraum AE U1 - 2 -ARCH)
Fri, 10 Nov, 10am to 1pm: Final presentation (Seminarraum, Gußhausstraße 28, 1. Stock)Endabgabe: 1. Dezember 2023
