Die Vorlesungen Architekturtheorie 1 + 2 befassen sich mit Architektur unter anthropologischen, sozialen, kulturellen, politischen, wirtschaftlichen, technischen, kommunikations- und wissenschaftstheoretischen, sowie ästhetischen, ethischen und genderbezogenen Gesichtspunkten: es geht darum, was Theorie in der und für die Architektur bedeutet, wie sich das Verhältnis von Theorie, Technik, Wissen, Können (Sophistication) in der jüngeren Gegenwart sowie durch die Geschichte hindurch gestaltet (hat), und wie es unterschiedlich gedacht, gewichtet und bewertet wird (wurde).
Wir leben heute in einer grossen Fülle an Informationen und viele sehnen sich vorallem nach Orientierung. Orientierung muss eine Hochschule auch bieten können. Doch an Angeboten dazu fehlt es heute nicht: die vielen Abgrenzungsschemen und arbiträren "-ismen" der vielen engen Disziplinen, Schulen, Diskursen, und Ideologien tragen gerade in ihrem Bestreben zu Vereinfachung und origineller Prägnanz das ihre zur grossen Fülle an zugemuteten Informationen bei, anstatt sie zu "bändigen". Kurzum: adäquate Schemen, ein "adäquater" Kanon – einer der für unsere gegenwärtige Zeit ohne allzuviel Gewalt ausüben zu müssen Orientierung bieten könnte – steht bisher nicht bereit. Doch all das ist in keiner Weise so neu oder gar singulär für unsere Zeit wie oft behauptet wird: immer wieder in der Kulturgeschichte haben die Menschen über nicht zu beherrschende Informationsfluten geklagt: Platon als das Schreiben sozialisiert wurde, die Kirchenväter als die römische Rhetorik blühte, die Scholastischen Gelehrten als in der Rennaissance Grammatiken für lokale Umgangsprachen wie Französich, Italienisch, English, etc das Latein als schriftliche Autorität herauszufordern begannen (Leon Battista Alberti – der Architekt– hat die erste Syntax der Italienischen Sprache erfunden!), Gottfried Leibniz im Barock (Erfinder des binären Codes) der sich vor den vielen gedruckten Büchern fürchtete, usw. Ruhe und Übersicht bringt jeweils nur, dass sich die Zumutung zu einem abstrakteren Denken – zu einem theoretischen Denken mit abstrakteren Elementen – jeweils "eingebürgert" hat, und das Können im Umgang damit über die Künste, das Handwerk und/oder die Industrie verinnerlich wurde. Die Vorlesungen Architekturtheorie 1 + 2 vermittelt grundlegende Kenntnisse unserer Kulturgeschichte, die als und für Architekturtheorie von Bedeutung sind.
Beide Vorlesungen bieten Grundlagen in diesem Sinn, und bilden zusammen das einführende Bachelor Modul "Architekturtheorie und Technikphilosophie".
- VO Architekturtheorie 1 wird jeweils im Sommersemester gelesen
- VO Architekturtheorie 2 wird jeweils im Wintersemester gelesen
Die VO Archtekturtheorie 1 vermittelt generische Gesten im Umgang mit begrifflichen Instrumenten und abstrakte Unterscheidungen im Spektrum von Architektur-, Wissenschafts-, und Kulturgeschichte, während die aufbauende VO Architekturtheorie 2 a) eine Grundverständnis neuerer Architekturtheoriediskurse (20./21. Jahrhunderts) vermittelt, und dabei in exemplarischer Weise und nahe an konkreten Texten vorführt, wie das Erkennen dieser Gesten, der Instrumente und Unterscheidungen helfen, prominente architekturtheoretische Texte zum Sprechen zu bringen, sie lesen zu lernen – und davon mehr zu verstehen als einfach nur einen spezifischen Jargon (Wortgebrauch) aufzugreifen.
Im Zentrum der VO Architekturtheorie 1 stehen die komplexen kulturgeschichtlichen Zusammenhänge von Architektur mit Mathematik, Kunst, Mythos, Technik, Rhetorik, Wissenschaft, Religion, Politik, Ökonomie.
08. März 2019 Einführung
15. März 2019 Der Digitale Kontinent
22. März 2019 Architektur, Technik, Mythos, Mass und Literacy
29. März 2019 Die Frage der "Adäquatheit": Architektur, Baukunst, Profession
05. April 2019 Mathemata, Code, und Rhetorik: Der/die Architekt/In als "Person"
12. April 2019 Gnomon, Algorithmus, Daten: Erfahrung, Erinnerung, "Automat"
19. April 2019 Osterferien
26. April 2019 Osterferien
03. Mai 2019 Keine Vorlesung
10. Mai 2019 Welt und Bild: Inversion als architektonische Geste
17. Mai 2019 Klassik und Stil: Streit zwischen "alten" Welten und "neuen" Welten
24. Mai 2019 Rechteck und Kreis: Quantensprünge
31. Mai 2019 Rektoratstag, keine Vorlesung
07. Juni 2019 tbd
14. Juni 2019 tbd
26. Juni 2019 Schriftliche Prüfung
Schriftliche Prüfung (keine Muliplte-Choice).
Prüfungsstoff sind a) die Vorlesungen sowie b) die Texte eines Readers (Prüfiungsreader, erhältlich am ATTP ab Mai 2019). Es wird ein Katalog mit ca 30 Fragen im TISS publiziert: mit diesen Fragen sollen Sie lernen und sich auf die Prüfung vorbereiten. Als Prüfung werden Ihnen ca 8 dieser Fragen vorgelegt, und es wird erwartet dass Sie jede dieser Fragen auf einer A4 Seite zu beantworten wissen.
Bei Fragen: exams@attp.tuwien.ac.at
no-show-Regelung: Der Nichtantritt (zu einer Prüfung, zu der Sie angemeldet sind) hat die Sperrung für den nächsten Prüfungstermin zu Folge.
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