Steigende Anforderungen an den Gewässerschutz und die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser als Brauch- oder Trinkwasser in Gebieten mit Wassermangel erfordern eine Abwasserbehandlung, die über das derzeit übliche Maß hinausgeht. Man spricht in diesem Fall von der vierten Reinigungsstufe, bei der in einem oder mehreren zusätzlichen Verfahrensschritten in erster Linie Mikroorganismen und Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser entfernt werden. Dazu zählen etwa organische Spurenstoffe (wie z.B. pharmazeutische Wirkstoffe und Hormone), antibiotikaresistente Bakterien, Nanopartikel und Mikroplastik, die ein mögliches Risiko für die aquatische Umwelt und in weiterer Folge auch für unser Trinkwasser darstellen.
In dieser Vorlesung werden Ihnen sowohl die naturwissenschaftlichen Grundlagen und die aktuellen Technologien der weitergehenden Abwasserreinigung in Form von Oxidations-, Adsorptions- Desinfektions- und Membrantrennverfahren als auch die rechtliche Seite der Thematik (Umweltqualitätsnormen, Reuse Guidelines) vorgestellt und anhand von Fallbeispielen vertieft. Darüber hinaus erhalten Sie einen Einblick in die Grundlagen des Risikomanagements, das vor allem im Hinblick auf die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser eine entscheidende Rolle spielt. Sie lernen einen Ansatz kennen, bei dem nicht eine bestmögliche Abwasserbehandlung im Mittelpunkt steht, sondern der "fit for purpose"-Gedanke. Sie werden feststellen, wie unterschiedlich die Ansprüche an die Wasserqualität und das Management von recyceltem Abwasser sind - je nachdem wie und wofür das Wasser verwendet wird - und erfahren, worum es sich bei Schlagworten wie "log reduction (LR)", "multiple barrier principle", "hazardous event" und "DALY" handelt.